Élysée-Palast lehnt Stellungnahme ab. Letzter gemeinsamer Auftritt am 14. Juli. Familienidylle blieb Fassade. Richter bereiten Trennung der beiden vor.

Paris. Bei seiner Amtseinführung streichelte Nicolas Sarkozy seiner Frau Cecilia vor den Augen der Weltöffentlichkeit zärtlich die Wange. Die strahlende Patchworkfamilie mit fünf Kindern - darunter ein gemeinsames - wurde schon als neuer Kennedy-Clan der Grande Nation gefeiert. So locker und charismatisch war es im Élysee-Palast bis dahin eher selten zugegangen. Doch die zur Schau gestellte Familienidylle blieb Fassade. Schon seit Wochen wird über das Ende der Ehe spekuliert, jetzt berichtet der "Nouvel Observateur", das Paar habe am Montag gemeinsam vor einem Richter die Scheidung eingereicht.

Der Élysee-Palast wollte dies weder bestätigen noch dementieren: "Kein Kommentar." Allein das lässt darauf schließen, dass es bald zur ersten Scheidung eines französischen Präsidenten im Amt kommt. Noch vor seinem Wahlsieg hatte Sarkozy vor Anhängern geschwärmt: "Wenn sie Jackie Kennedy geliebt haben, werden sie Cecilia Sarkozy anbeten." Aber er bekannte auch, kleinlauter als es sonst so seine Art ist: "Sie ist meine Stärke und meine Achillesferse zugleich."

Seit ihrem USA-Urlaub im August wurden Cecilia und Nicolas Sarkozy nicht mehr gemeinsam gesehen. Letzter offizieller Termin, an dem die 49-Jährige ihrem drei Jahre älteren Gemahl zur Seite stand, war der 14. Juli, der Nationalfeiertag. Vor einer Woche ließ Madame ihren Mann alleine nach Sofia reisen. Dabei sollte auch sie dort für ihre Bemühungen um die Freilassung der bulgarischen Krankenschwestern aus libyscher Haft geehrt werden. In Paris wurde sie für diesen Einsatz von Opposition und Presse gescholten: Sie sei profilierungssüchtig. Gut möglich, dass die Absage aller weiteren öffentlichen Auftritte daher auch eine Rache am Präsidenten ist, der sie zu Muammar al-Gaddafi nach Tripolis schickte und ihr den ganzen Ärger einbrockte.

Jedenfalls brachte sie ihren Mann während des Amerika-Urlaubs in eine hochpeinliche Situation. Wegen einer angeblichen Halsentzündung schlug sie eine Frühstückseinladung von US-Präsident George W. Bush aus, ließ sich jedoch am gleichen Tag gut gelaunt beim Einkaufsbummel erwischen. Aus dem Ruder gelaufen ist sie wohl auch, als sie die Stichwahl ihres Mannes ebenso schwänzte wie das Damenprogramm beim G8-Gipfel in Heiligendamm.

2005 hatten sich die Sarkozys vorübergehend getrennt, nachdem Cecilia mit einem Werbefachmann nach New York durchbrannte. "Paris Match" veröffentlichte ein Foto der beiden Turteltauben auf der Titelseite, was den Chefredakteur seinen Posten kostete, weil der Besitzer der Zeitschrift ein Sarko-Freund ist. Geheiratet hatten die beiden - für die es jeweils die zweite Ehe ist - 1996. Übrigens war es Sarkozy, der als damaliger Bürgermeister von Neuilly Cecilia mit dem TV-Conferencier Jacques Martin vermählte.

Cecilia hat ihren eigenen Kopf, bezeichnet sich als politisch unkorrekt - und hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie sich nicht einbinden lässt: Das bloße Repräsentieren als First Lady, sagte sie einst, "ödet mich an".