LONDON. Der neue britische Premierminister Gordon Brown hat 24 Stunden nach seinem Amtsantritt ein Kabinett berufen, das einen deutlichen Politikwechsel im Vergleich zur Ära Blair vollziehen soll. Zum Außenminister ernannte er den als Gegner des Irak-Krieges geltenden bisherigen Umweltminister David Miliband. Dieser löst Margaret Beckett ab, die als Vertraute des bisherigen Regierungschefs Tony Blair den Irak-Einsatz britischer Soldaten stets verteidigt hatte.

Der 41-jährige Miliband, der zu den Modernisierern in der Labour-Partei gerechnet wird, ist der jüngste Außenminister des Königreichs seit 30 Jahren. Mit dem Amt wurde der einstige Zögling Blairs nach Ansicht von Beobachtern auch dafür belohnt, dass er sich in den Monaten vor dem Machtwechsel auf die Seite Browns geschlagen und auf eine Kandidatur für den Labour-Vorsitz verzichtet hatte. Anhänger Blairs hätten gern Miliband statt Brown im Amt des Premiers gesehen. Kollegen sagen, Miliband sei ein ernsthafter und rigoroser Denker - was ihm den Spitznamen "Brains" (das Superhirn) einbrachte.

In seiner ersten Stellungnahme sagte Miliband, in der heutigen Zeit sei "eine Diplomatie erforderlich, die geduldig und zugleich zielgerichtet ist". Er werde sich einsetzen "für ein besseres Großbritannien und eine bessere Welt". Außenpolitisch hat Miliband, der erst 2001 Abgeordneter wurde, bislang so gut wie keine Erfahrungen.

Die Führung des Verteidigungsministeriums ließ Brown unverändert in den Händen seines schottischen Landsmanns Des Browne. Das Innenministerium vertraute Brown der 44-jährigen Jacqui Smith an. Sie ist die erste Frau auf diesem Posten, der zentrale Bedeutung für die Bekämpfung des Terrorismus hat. Sie fühle sich geehrt, dass ihr die hohe Verantwortung für den Schutz der Bevölkerung übertragen wurde, sagte Smith. Sie hatte sich besonders in Wahlkämpfen der Labour-Partei unter Blair verdient gemacht.

Den Posten des Finanzministers, der in Großbritannien als zweitwichtigstes Amt in der Regierung angesehen wird, bekam der bisherige Handelsminister, der Schotte Alistair Darling. Ex-Außenminister Jack Straw wurde mit der Leitung des Justizressorts beauftragt.

Die Zusammensetzung des Kabinetts bestätigte die Erwartung von Beobachtern, dass Brown neben alten Verbündeten aus seiner Zeit als Schatzkanzler auch junge Hoffnungsträger der Labour-Partei in seine Regierung holen würde. Politiker der Opposition kritisierten allerdings, dass viele der Kabinettsmitglieder bereits unter Blair Regierungsposten bekleidet hätten und nur auf neue Posten verschoben worden seien.