EU-Urteil: Deutsche Schafe gescheitert. “Ich liebe dieses Griechenland überall. Es trägt die Farbe meines Herzens.“ Friedrich Hölderlin, “Hyperion“

Hamburg. Überbackener Schafskäse mit Tomaten und Peperoni gehört zu den Höhepunkten der griechischen Küche. Wenn auch manche Gourmets über die hellenische Kochkunst eher die Nase rümpfen, so erfreut sich zumindest der griechische Schafskäse, der Feta, auch in Deutschland großer Beliebtheit. Das weckt Begehrlichkeiten. Seit Jahren schwelt in der EU ein Streit, ob auch deutscher und dänischer Schafskäse Feta heißen darf.

Schließlich ist vielen Deutschen die griechische Eßkultur näher als Labskaus oder Birnen, Bohnen und Speck. "Geh'n wir zum Griechen" ist ein geflügeltes Wort, wenn die Lokalwahl für das Abendessen ansteht. Und nicht selten finden sich griechische Gerichte auch auf "deutschen" Speisekarten von Gaststätten und Kantinen.

Während bei manchem artfremden (Pfannen-)Gyros-Gericht weiterhin berechtigte Zweifel angebracht sind, was die würzigen Fleischschnitzel wohl mit dem griechischen Original zu tun haben könnten, ist der Feta nun endgültig EU-weit geschützt: Der Europäische Gerichtshof entschied gestern, daß der Name einen traditionellen griechischen Schafskäse bezeichnet, der das Kriterium für eine geschützte Ursprungsbezeichnung erfüllt. Damit spielt das kulinarische Kulturgut in einer Liga mit Parmaschinken, Champagner und Lübecker Marzipan.

Schon im Jahr 2002 entschied die EU-Kommission, das Zusammenspiel von natürlichen, geographischen und menschlichen Faktoren verleihe dem Käse erst seinen spezifischen Charakter. Wenn das nichts ist! Dennoch mag manche deutsche oder dänische Schafsmilch noch als Feta Karriere machen - sie wird nach Griechenland gekarrt und dann dort "landestypisch" verarbeitet. Wie beim Parmaschinken. Die Region produziert einfach nicht genug Schweine, um den Bedarf am Italo-Schinken decken zu können. So werden zum Beispiel die Hinterteile von belgischen Schweinen zu norditalienischer Ware veredelt.

So gesehen stellt sich die Frage, wieviel Griechenland eigentlich noch im Feta steckt? Und es drängt sich der Verdacht auf, daß die geschützte Ursprungsbezeichnung zu einem Gutteil auch das Speditionsgewerbe fördert. Womöglich bringt das Urteil den Käse erst so richtig ins Rollen.