Kommentar: Flüchtlingswelle aus Afrika

Da kann Innenminister Schily aber heilfroh sein, daß er mit seiner einstigen Idee von Auffanglagern für Flüchtlinge in Nordafrika gescheitert ist. Welche Zustände dort zu erwarten gewesen wären, das zeigt derzeit die Tragödie an der Grenze zwischen Marokko und den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla. Hier prallen Elend und Wohlstand aufeinander, Dritte und Erste Welt - und jede Nacht werden die völlig überforderten Grenzbeamten von verzweifelten Afrikanern überrannt, die nur eines wollen: nach Europa, Endstation ihrer Sehnsucht.

Wer es bis hierher geschafft hat, wer bei seiner Odyssee nicht verdurstet, verhungert oder getötet worden ist, der läßt sich nicht von einem simplen Zaun abhalten. Prompt werden Rufe laut, den Wall um die "Festung Europa" auszubauen. Auf lange Sicht aber wird Schengenland um eines nicht herumkommen: Die EU muß ein Konzept entwickeln, das die Fluchtursachen bekämpft. Das ist längst überfällig.