Professor Fritz Ungemach, Tierarzneiexperte an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, über Wirkungen und Einsatzgebiete des Hormons Medroxy-Progesteron-Azetat (MPA), das in Schweinefleisch gefunden wurde: Was genau ist MPA? MPA steht für Medroxy-Progesteron-Azetat, eine synthetisch hergestellte Variante des natürlichen Hormons Progesteron. Dieses Hormon ist auch Bestandteil der Antibabypille und hemmt die Reifung der Eizelle im Eierstock, so dass der Eisprung ausbleibt. In der Tiermedizin wird MPA eingesetzt, um bei Schafen Fruchtbarkeitsstörungen zu behandeln oder um für die (meist künstliche) Besamung die Zyklen in einer Schafherde zu synchronisieren. Wo ist der Einsatz des Hormons erlaubt? In Deutschland ist MPA für Nutztiere überhaupt nicht zugelassen, in anderen europäischen Ländern nur für Schafe. Dann wird es aber nicht oral, sondern per Spritze verabreicht. Allein für Hunde und Katzen kann MPA in Deutschland eingesetzt werden, als "Verhütungsmittel" in Pillenform. Darf es in der Tiermast eingesetzt werden? Nein. Das Ziel der Mast ist Fleischzuwachs und nicht die Zucht. Deshalb treten die oben beschriebenen Anwendungsfälle gar nicht auf. Wie groß ist das Risiko beim Fleischverzehr? "Es werden keine Rückstände im Fleisch sein, die in irgendeiner Form gefährlich sind", urteilt Ungemach. Mit dem Futter verabreichte Hormone würden schnell ausgeschieden, innerhalb von ein bis sieben Tagen. Wenn MPA gespritzt werde, sei die Ausscheidungszeit dagegen wesentlich länger. Der Veterinärmediziner verweist auf eine Studie, die im Zusammenhang mit dem Einsatz von Östrogen in der Mast durchgeführt wurde. Danach nimmt selbst die empfindlichste Personengruppe - Kinder vor der Pubertät - beim Verzehr von einem Pfund Fleisch nur ein Tausendstel der Menge auf, die der Körper selbst bildet. Ungemach: "Solch geringe Mengen sind wirkungslos." Warum ist der Einsatz von MPA überwiegend verboten? Selbst wenn keine Gesundheitsschäden zu befürchten sind, haben MPA und andere Wachstumshormone nichts in der Mast zu suchen, betont Ungemach. "Die Mittel führen dazu, dass sich Wasser im Fleisch einlagert - jeder kennt das in der Pfanne schrumpfende Schnitzel. Das ist schlicht Verbrauchertäuschung."