Knapp elf Jahre nach ihre Zerstörung verbindet die weltberühmte “Alte Brücke“ wieder die Ufer der Neretva.

Mostar. Knapp elf Jahre nach der Zerstörung durch kroatische Granaten verbindet die weltberühmte "Alte Brücke" (Stari Most) wieder die Ufer der Neretva im historischen Zentrum von Mostar. Ein friedliches Zusammenleben zwischen Muslimen, Kroaten und Serben, zwischen Orient und Okzident - das symbolisierte einst die Brücke. Mit der heutigen Wiedereröffnung der Brücke im Beisein von hochrangigen Politikern wie dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und UNO-Generalsekretär Kofi Annan, soll nun wieder an die Vergangenheit angeknüpft werden.

Die Stadt im Süden von Bosnien-Herzegowina war im Bürgerkrieg (1992-1995) Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Muslimen und Kroaten. Zuvor hatten die Truppen der beiden bei Kriegsanfang noch verbündeten Volksgruppen die serbische Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. Am 9. November 1993 wurde das Wahrzeichen der Stadt durch kroatische Panzergranaten zerstört.

Das Daytoner Friedensabkommen von 1995 besiegelte zwar offiziell das Ende des Balkankrieges, aber zwischen den verschiedenen Volksgruppen herrscht immer noch Misstrauen. Noch immer müssen SFOR-Truppen den Frieden sichern. Die Muslime im östlichen Teil der Stadt nehmen den Kroaten auf dem Westufer besonders übel, dass sie auf dem Hügel, von dem aus der Panzer damals die Brücke zerstörte, ein Kreuz errichtet haben.

Ende der 90er-Jahre, als sich die Lage in Bosnien-Herzegowina stabilisiert hatte, wurde das Projekt "Brückenschlag" ins Leben gerufen. Schon 1994 hatten die USA angekündigt, die Brücke von Mostar wieder aufzubauen. Die Rekonstruktion erfolgte nach den noch erhaltenen Bauplänen und dem Vorbild der 1566 unter dem osmanischen Sultan Sulejman dem Prächtigen vom Baumeister Hajrudin erbauten steinernen Bogenbrücke. Die etwa 15 Millionen Euro stellten die Weltbank, die UNESCO sowie Italien, die Niederlande und Türkei zur Verfügung. Auch weitere elf historische Gebäude, darunter die Wehrtürme an den Eingängen zur Brücke und in der Umgebung, wurden restauriert.

Während die Bewohner aus beiden Teilen der Stadt dieser neuen Situation noch skeptisch gegenüberstehen, unterstreicht der ehemalige EU-Administrator in Mostar, Hans Koschnick (SPD), den einigenden Charakter des Bauwerks. "Die Brücke steht für den Wunsch und für die Möglichkeit, in einem Europa mit unterschiedlichen kulturellen Identitäten mit Respekt füreinander friedlich zusammenzuleben", meint der ehemalige Bremer Bürgermeister.

Kritisch bemerkt er, dass sich der wirtschaftliche und soziale Wiederaufbau in der Region Mostar langsamer vollzogen hat als man ursprünglich erwartet hatte. "Statt überwiegend in die Verwaltung hätten wir die EU-Millionen stärker in den Aufbau des kleinen und mittleren Gewerbes stecken sollen", so Koschnick. Denn das hätte die Abwanderung der Jugend verhindert und zu mehr Arbeit in der Region geführt. "Und Arbeit, vor allem für die Jugend, ist nun einmal die beste Friedenssicherung."