Hamburg. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hat sich gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union ausgesprochen. Ein Beitritt gefährde die außenpolitische Handlungsfreiheit der Union, schrieb Schmidt in der Wochenzeitung "Die Zeit".

Der Mitherausgeber des Hamburger Blattes erklärte, Deutschland müsse zwar an einer politisch und ökonomisch stabilen Türkei interessiert sein. Doch die Vollmitgliedschaft "würde Freizügigkeit für alle türkischen Staatsbürger bedeuten und damit die dringend gebotene Integration der schon bisher bei uns lebenden Türken und Kurden aussichtslos werden lassen". Zudem würde sie "die Tür öffnen für ähnlich plausible Vollmitgliedschaften anderer muslimischer Staaten in Afrika und in Nahost". Es sei wahrscheinlich, schreibt Schmidt, dass "die politische Union zu einer Freihandelszone verkümmern" werde. An der Selbstbehauptung der Europäischen Union müssten aber besonders Franzosen und Deutsche interessiert sein.

Nach der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Zeitung "Wirtschaftswoche" sehen nur 38 Prozent der Bundesbürger in einem Beitritt der Türkei eher einen Vorteil. 51 Prozent sehen einen EU-Beitritt der Türkei als nachteilig.