Berlin. Vom Parteitag der CDU bleiben Personaldiskussionen statt politische Botschaften. Daran sind die Spitzenmänner der Partei selbst schuld.

CDU-Chef Friedrich Merz im Scheinwerferlicht, minutenlanger Applaus, Händeschütteln mit Parteifreunden – das sind höchstwahrscheinlich Bilder, wie sie die Christdemokraten gerne von ihrem kleinen Parteitag am Freitag und dem Grundsatzkonvent am Samstag in die Welt hinausgetragen hätten. Flankiert von knackigen Botschaften, mit denen die Partei die Mitte der Gesellschaft erreichen will.

Ein Parteivertreter beklagte sogar am Freitag, dass Merz sehr wohl für Klimaschutz einstehe, die Journalisten das nur zu selten schrieben. Nun, über Inhalte und Positionen der CDU sollte es ursprünglich gehen an beiden Veranstaltungstagen. Und sie wären auch in die Welt transportiert worden, wenn es sich die CDU nicht wieder selbst schwer gemacht hätte.

Wer öffentlich austeilt, darf sich nicht über Zuschauer wundern

Denn wenn NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in Form eines Gastbeitrags die Aufmerksamkeit auf sich zieht und Parteichef Merz offensiv kontert, dann liegt der Fokus eben nicht auf Inhalten. Dann blicken alle gespannt auf diesen Wettbewerb. Schließlich hat Wüst den Eindruck erweckt, dass er jetzt unverhohlen sein Gegenangebot zum Parteichef aufbaut.

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Politik-Korrespondentin Christiane Rebhan
Politik-Korrespondentin Christiane Rebhan © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Das Nachsehen hat Linnemann, dessen Arbeit völlig untergeht

Der Zeitpunkt dieses Schachzugs war gut geplant. Begeistert wurde der Gastbeitrag von Parteivertretern am Donnerstag verteilt. Das zeigt: Das Wüst-Lager wächst. Das ist ärgerlich für Merz, weil er sich nun früher als gedacht mit dieser offenen Flanke beschäftigen muss. Besonders geärgert hat sich sicher der Programmkommissionschef Carsten Linnemann. Seit Monaten steckt er alles Herzblut in die Entstehung des Programms. Er will damit die CDU erneuern.

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Doch jedes Mal grätschen ihm andere dazwischen. Die Bundesvorstandsklausur Anfang des Jahres wurde von Merz̓’ Pascha-Aussage überlagert. Der CDU-Zukunftskongress im April vom internen Richtungsstreit zum Klimaschutz. Die CDU braucht nicht andere, um ihr ein Bein zu stellen, das machen schon die eigenen Leute.