In ihrem Schlusswort im weltweit kritisierten Prozess um eine Protestaktion der Band in einer Kirche, sagte die Musikerin Maria Aljochina am Mittwoch, sie könne weinen, wenn sie sehe, welcher Methoden sich die russische Justiz bediene. Es gehe zu wie in der mittelalterlichen Inquisition.

Moskau/Berlin. Die regierungskritische russische Punkband Pussy Riot hat der Justiz des Landes vorgeworfen, einen Schauprozess gegen sie zu veranstalten. In ihrem Schlusswort im weltweit kritisierten Prozess um eine Protestaktion der Band in einer Kirche, sagte die Musikerin Maria Aljochina am Mittwoch, sie könne weinen, wenn sie sehe, welcher Methoden sich die russische Justiz bediene. Es gehe zu wie in der mittelalterlichen Inquisition. Sie habe keine Angst vor dem Urteil, sagte die 24-Jährige. „Niemand kann mir meine innere Freiheit nehmen.“ Am Vortag hatte die Staatsanwaltschaft für Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samutsewitsch eine dreijährige Haftstrafe gefordert. Das Urteil soll am 17. August gesprochen werden.

In ihrem immer wieder von Applaus unterbrochenen Schlusswort sagte Aljochina, weder die drei Musikerinnen der Band noch die Dissidenten seien besiegt worden. „Mit jedem Tag glauben uns mehr und mehr Menschen.“ Immer mehr seien überzeugt davon, dass die Musikerinnen nicht in Haft sein sollten.

In einem sogenannten „Punk-Gebet“ hatte die Musikerinnen in der Kirche die Jungfrau Maria angefleht, sie solle den damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin „rauswerfen“. Die Mitglieder von Pussy Riot werfen Putin vor, verstärkt gegen die Opposition vorzugehen. Putin hatte im Mai erneut das Präsidentenamt übernommen, das er bereits zwischen 2000 und 2008 innehatte.

Beobachter werten das anstehende Urteil auch als Hinweis darauf, wie viel Opposition der jetzige Präsident zu tolerieren bereit ist. „Die Bundesregierung sieht mit Sorge, dass die Entfaltungsmöglichkeiten der russischen Zivilgesellschaft in jüngster Zeit eingeschränkt wurden“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter. So seien die Möglichkeiten von Nichtregierungsorganisationen und die Versammlungsfreiheit eingeschränkt worden. Zudem seien unverhältnismäßige Strafprozesse gegen Oppositionelle geführt worden.

Auch US-Sängerin Madonna setzte sich wieder für Pussy Riot ein. Bei einem Auftritt in Moskau verteilte sie Sturmhauben - das Erkennungszeichen von Pussy Riot. Außerdem hatte sie auf ihren Rücken für alle Konzertbesucher sichtbar den Bandnahmen geschrieben.

(Reuters)