Die Bilder vom Protest der jungen Frauen in der Moskauer Erlöserkathedrale gingen um die Welt. Die Heilige Mutter Gottes solle das Land von Wladimir Putin erlösen, flehten die Mitglieder der Punkband. Ihnen drohen jetzt mehrjährige Haftstrafen.

Moskau. Begleitet von Festnahmen und scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat vor einem Moskauer Gericht eine erste Anhörung gegen die kremlkritische Frauenband Pussy Riot begonnen. Bei der Verhandlung hinter verschlossenen Türen sollte der Beginn des Prozesses wegen Rowdytums festgesetzt werden. Die drei Angeklagten mussten, wie in Russland üblich, in einem Gitterkäfig sitzen. Die Band hatte am 21. Februar in der Moskauer Erlöserkathedrale Gott angefleht, Russland von Kremlchef Wladimir Putin zu erlösen.

Mehrere russische Schriftsteller, darunter der auch in Deutschland bekannte Autor Boris Akunin, kritisierten den Umgang der Justiz mit den jungen Frauen.

Die Polizei führte bei Protesten von Anhängern und Gegnern der Musikerinnen vor dem Gerichtsgebäude mindestens vier Menschen ab, wie die Agentur Interfax am Freitag meldete. Den drei Frauen drohen sieben Jahre Gefängnis. Sie sitzen seit Monaten in Untersuchungshaft. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International appelliert, die Künstlerinnen freizulassen.

Die Verteidigung forderte zu Beginn der Anhörung die Vorladung von Putin. Der Präsident soll als Zeuge gehört werden. Dies lehnte das Gericht aber ab. Danach beantragten die Anwälte der Gruppe ein neues Gutachten über den Auftritt der Band. Die Staatsanwaltschaft wiederum forderte eine Verlängerung der Untersuchungshaft um sechs Monate.

In Berlin kritisierten die Grünen-Politiker Marieluise Beck und Volker Beck das Vorgehen gegen die jungen Frauen scharf. Mit der Verhandlung wolle die russische Justiz „die politisch aktive Künstlerszene platt machen“, hieß es in einer Mitteilung. Sie forderten die sofortige Freilassung der drei Angeklagten. Der Abgeordnete der Linkspartei, Stefan Liebich, sprach von einer „absurden Verfolgung der Musikerinnen“.

(dpa)