Düsseldorf/Berlin. „George Clooney“ vom Rhein wird er in Nordrhein-Westfalen genannt: Doch obwohl Norbert Röttgen meist smart und freundlich auftritt, machte er im nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf nicht immer eine gute Figur. Der promovierte Jurist ist ein Kopfmensch. Seine intellektuellen Fähigkeiten und sein politisches Talent werden von kaum jemandem angezweifelt.

Doch manchmal stolpert Röttgen, 46 Jahre alt und Vater von drei Kindern, über seinen Ehrgeiz: 2006 wollte er Lobbyist für den Bundesverband der Deutschen Industrie werden und gleichzeitig sein Bundestagsmandat behalten. Ein Irrweg, vor dem ihn seine Frau Ebba vergeblich gewarnt hatte. Im NRW-Wahlkampf hielt er am Amt des Bundesumweltministers fest, ohne sich klar zu NRW zu bekennen, falls er nicht Ministerpräsident werden kann.

Oft wurde Röttgen als „Kronprinz“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gehandelt, galt als „Muttis Klügster“ im Kabinett. Tatsächlich war er es, der gegen Widerstände in der schwarz-gelben Koalition den Atomausstieg vorantrieb. Er gilt als Modernisierer in seiner Partei und Türöffner zu den Grünen. Den Konservativen in seiner Partei ist er ein Dorn im Auge.

Ein volksnaher Straßenwahlkämpfer zum Anfassen ist Röttgen allerdings nicht. Er wirkt nüchtern, kommt eher als „Klassenprimus“ denn als „Landesvater“ rüber. Dass er bisweilen als Karrierist bezeichnet wird, trifft ihn. „Es stimmt einfach nicht. Ich habe immer mit Leidenschaft Politik gemacht“, verteidigt der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende seine vielfältigen Ambitionen.

(dpa)