Düsseldorf. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen. Dennoch schaffte es Hannelore Kraft, als erste Frau in Nordrhein-Westfalen den Regierungschefsessel zu erklimmen. Kraft (50) ist eine Frau aus dem Ruhrgebiet, Straßenbahnertochter, die erste in ihrer großen Mülheimer Familie, die Abitur gemacht hat. „In der Schule unterkriegen lassen war natürlich nicht“, erzählt sie über ihre Schulzeit. „Also biss ich mich durch.“

Diese Eigenschaft brachte sie nach oben. Sie wurde Diplom-Ökonomin, Unternehmensberaterin und trat 1994 in die SPD ein. Auf die Ochsentour durch die Partei verzichtete sie, wurde aber trotzdem 2001 vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD) als Europaministerin in sein Kabinett geholt. Die weiteren Karrierestationen nahm sie im Laufschritt: NRW-Forschungsministerin, Landtagsfraktions- und Landesparteichefin, stellvertretende Bundesvorsitzende und seit 2010 Chefin einer rot-grünen Minderheitsregierung in NRW.

Ihre Nähe zu einfachen Menschen hat sie – ebenso wie ihre Revier-Sprache – nicht verloren: Auf ihren „Tatkraft“-Touren arbeitet sie jeweils einen Tag lang mit Arbeitern, Bauern oder in sozialen Einrichtungen. Ihren Ehemann Udo kennt Kraft schon aus Schultagen - Liebe wurde es im Karneval 1992. Sie haben einen 19-jährigen Sohn, Jan, der seine Mutter jetzt im Wahlkampf unterstützt hat. Eine Karrieristin ist Kraft nicht, Familie bleibt ihr wichtig. Ihre Bodenhaftung hält sie bisher davon ab, dem Ruf nach einer Kanzlerkandidatur nachzugeben.

(dpa)