Düsseldorf. Joachim Paul ist Oberpirat in NRW, aber nicht im klassischen orangefarbenen Freibeuter-Outfit unterwegs. Der 54-jährige Medienpädagoge und Biophysiker wirkt eher wie der freundliche Onkel von nebenan. Der Spitzenkandidat der Piratenpartei hatte nicht viel Zeit, sich dem Wahlvolk in Nordrhein-Westfalen bekanntzumachen. Und bei einer „Elefantenrunde“ im WDR-Fernsehen bekannte er, unter Lampenfieber und immer lächelnd, dass seine Partei bei einigen Themen noch in der Findungsphase ist.

Das gilt sicher auch für Paul selbst in seiner neuen Rolle. Bis zu seiner Nominierung war er ein politisch völlig unbeschriebenes Blatt. Sein Sohn hatte ihn überzeugt, bei den Piraten anzuheuern. Paul ist sicher, dass es mit dem Einzug ins NRW-Parlament klappt. Wie genau sich die Piraten dort verhalten werden, weiß er allerdings noch nicht. Man wolle von Fall zu Fall entscheiden und in der Opposition lernen, heißt bisher seine Devise.

Im Wahlkampf war er sich auch für ungewöhnliche und wackelige Aktionen nicht zu schade. So wirbelte er etwa auf dem Rhein im Schlauchboot mit Piratenflagge für seine Partei herum.

Auf längere Sicht fordert er ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle. Bei der Bildung kennt sich Paul aus – der wissenschaftliche Referent im öffentlichen Dienst stellt Online-Medien für Schulen her und schult Lehrer. Der Politpirat will Pädagogen von bürokratischen Jobs entlasten, Kinder müssten besser gefördert werden. Ein Sitzenbleiben soll es nicht mehr geben, dafür mehr Laptops. Und Paul meint, politisches Engagement tue jedem gut.

(dpa)