Der 69-Jährige ist ein Mann der klaren Worte und hat zu brisanten Themen wie Ausländerintegration, Gentechnik und Sterbehilfe immer wieder Stellung bezogen. Kaum ein evangelischer Kirchenvertreter war in den Medien so präsent wie Huber. Kritiker werfen ihm einen Hang zur Selbstdarstellung vor.

Berlin. Wolfgang Huber zählt zu den intellektuellen Vordenkern und bekanntesten Wortführern des deutschen Protestantismus. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sieht sich in der Nachfolge des von den Nazis 1945 hingerichteten Dietrich Bonhoeffer und anderer protestantischer Denker. Wie Bonhoeffer ist Huber überzeugt, dass sich die Kirche kritisch in die gesellschaftliche Debatte einmischen muss. Als Verfechter der Ökumene tritt er ebenso für eine enge Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften wie für ein scharfes protestantisches Profil ein. Bevor der Theologie-Professor1994 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg wurde, strebte er ein SPD-Bundestagsmandat an.

Der 69-Jährige ist ein Mann der klaren Worte und hat zu brisanten Themen wie Ausländerintegration, Gentechnik und Sterbehilfe immer wieder Stellung bezogen. Kaum ein evangelischer Kirchenvertreter war in den Medien so präsent wie Huber. Kritiker werfen ihm einen Hang zur Selbstdarstellung vor. Er selbst sagte einmal über sich: „Ein Gottesdienst in einer kleinen Dorfgemeinde ist mir genauso wichtig wie ein Fernseh-Auftritt.“ Bildungsgerechtigkeit und Bioethik gehören schon lange zu seinen Themen. Angesichts von Klimawandel und Finanzkrise widmet er sich zunehmend auch wirtschaftsethischen Fragen, hält Vorträge an Business-Schulen und prangert die Raffgier von Managern an: „Die Banker verlieren zuerst an Vertrauen, von dort springt der Zorn über auf die Soziale Marktwirtschaft, und dann fehlt nicht viel, dass die Demokratie angegriffen wird. Das ist ein gefährliches Gemisch.“

Huber wurde am 12. August 1942 in Straßburg in eine Juristenfamilie geboren. Sein Vater war Staatsrechtler, seine Mutter Rechtsanwältin. Er studierte in Heidelberg, Göttingen und Tübingen Theologie, habilitierte 1972 und lehrte unter anderem in Marburg, Heidelberg und Berlin. Von 2003 bis 2009 war Huber Ratsvorsitzender der EKD. Der Theologe ist seit 1966 mit einer Lehrerin verheiratet und Vater dreier Kinder.

(dpa)