Die USA wollen weiterhin eng mit Europa kooperieren. Das Veto Russlands und China zur geplanten Syrien-Resolution empörte.

München. Obwohl sich die USA nun verstärkt auf Asien konzentrieren wollen, werden sie an einer engen Zusammenarbeit mit Eruopa festhalten. Hillary Clinton, US-Außenministerin versuchte am Sonnabend auf der Münchner Sicherheitskonferenz, mögliche Befürchtungen der europäischen Partner zu zerstreuen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, die Zeit sei „reif für einen neuen Anlauf zu einer wirklichen, kooperativen euro-atlantischen Sicherheitsgemeinschaft“.

Für große Empörung sorgte bei dem Treffen das Veto Russlands und Chinas zu der geplanten Syrien-Resolution des UN-Sicherheitsrates. Clinton und Westerwelle verurteilten am Abend das Vorgehen der beiden Veto-Mächte. Die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakul Karman mahnte, Mitglieder des Sicherheitsrates müssten die Menschenrechte schützen.

Clinton und Westerwelle hatten zuvor versucht, Russland zu einer gemeinsamen Haltung zu bewegen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow pochte aber auf Änderungen am Resolutionsentwurf.

Clinton sagte in ihrer Rede zum Verhältnis der USA zu Europa, die transatlantische Gemeinschaft werde auch in Zukunft als starkes Bündnis gebraucht. US-Verteidigungsminister Leon Panetta versicherte: „Unsere militärische Präsenz in Europa wird größer sein als in allen anderen Regionen der Welt.“

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Chinas Vizeaußenminister Zhang Zhijun sagte, Asien biete „neuen Schwung“ für die Wirtschaft und trage so zur Stabilität bei. Er fügte hinzu: „Viele meinen, dass das zulasten des Westens geht, aber diese Sorgen sind unbegründet.“

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach sich dafür aus, auch eine „echte strategische Partnerschaft“ zu Russland aufzubauen. Er äußerte die Hoffnung, dass es eine Verständigung mit Moskau im Streit über die geplante Raketenabwehr in Europa gibt.

Weiteres Thema auf der Sicherheitskonferenz waren erneut die Spekulationen über einen Militärschlag Israels gegen den Iran. Westerwelle warnte vor einer „Eskalation der Worte“ im Streit über das iranische Atomprogramm. Eine militärische Auseinandersetzung müsse vermieden werden. Dies sei das Ziel der beschlossenen Sanktionen.

Panetta kündigte eine US-Beteiligung an der NATO-Eingreiftruppe NRF an. Bereits in den kommenden Monaten solle ein Einsatzverband in Bataillonsgröße nach Deutschland verlegt werden, um zu einer gemeinsamen Ausbildung und Übung zu kommen.

Diskutiert wurde in München auch über die Euro-Schuldenkrise. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, sagte: „Es kommt darauf an, dass Europa zusammen steht und zusammen bleibt.“

Wie in den vergangenen Jahren gab es in München Proteste gegen die Sicherheitskonferenz. Die Polizei sprach von rund 1.400 Demonstranten, die Veranstalter von 3.000. Bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt verliefen die mehrstündigen Proteste weitgehend friedlich. Die Polizei, die am Wochenende rund um die Konferenz mit einem Aufgebot von 3.100 Beamten im Einsatz ist, verzeichnete lediglich kleinere Rangeleien. (dapd)