Berlin. Im Stadtteil Prenzlauer Berg fordern die Menschen die Freilassung Peter Steudtners

Peter Steudtner, Menschenrechtler und Fotograf aus Berlin, sitzt seit Dienstag in der Türkei in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Unterstützung einer bewaffneten Terrororganisation. Und während am Mittwoch die Bundesregierung sich „auf allen Ebenen“ für Steudtner einsetzen will, bekundeten in Steudtners Stadtteil die Anwohner ihre Solidarität. „Peter Steudtner = Prenzlauer Berg!“ steht auf Dutzenden Plakaten. Darunter: „Freiheit für Peter!!“

Die meisten gehen an den Plakaten vorbei, ohne dass sie das Foto Steudtners, das seit Mittwoch in Zeitungen und Fernsehbeiträgen in ganz Deutschland zu sehen ist, bemerken. Wer vom Schicksal des 45-Jährigen erfährt, reagiert aber wie Martin Kreuzer, ein Familienvater, der am Helmholtzplatz Tischtennis spielt: „Gute Aktion“, sagt er zu den Plakaten. „Was in der Türkei passiert, ist schon krass. Jede Unterstützung ist wichtig.“ So sieht das auch Frank Esch, Geschäftsführer der evangelischen Kirchengemeinde. In der Gethsemanekirche hat er Steudtner das letzte Mal gesehen, vor rund einem Monat. Steudtner war in der Jugendarbeit der Gemeinde aktiv. Kurz nach der Festnahme am 5. Juni sickerte die Nachricht zu Esch durch. „In Absprache mit seiner Lebensgefährtin und seinen Unterstützern wollten wir das alles erst einmal kleinhalten“, sagt Esch.

Sorge vor monatelanger Haft ohne Prozess

Steudtners Freunde, Familie, die Gemeinde, alle klammerten sich an die Hoffnung, dass er doch noch freikommt. Dann am Dienstag die Nachricht: Steudtner kommt in Untersuchungshaft. Die Begründung dafür hält auch Esch für „absurd“. „Peter ist kein Revoluzzer, er ist ein Mediator, jemand, der zuhört, zielführend bei Konfliktsituationen vermittelt“, sagt Esch. In der Gemeinde wollen sie nun Andachten für den gläubigen Christen Steudtner abhalten. Gemeindemitglieder verfassen Unterstützerschreiben. Die große Angst seiner Freunde: Wie insgesamt neun deutsche Staatsangehörige könnte auch Steudtner über Monate ohne Prozess in Haft bleiben. Am meisten fürchtet das wohl seine Lebensgefährtin Magdalena Freudenschuss: „Nicht zu wissen, wann Peter entlassen wird, macht uns Angst, aber auch wütend. Peter fehlt uns im Alltag und vielen mit seiner Arbeit für eine gerechte, friedliche Welt.“