Paris .

Am Tag nach der entscheidenden Runde der französischen Parlamentswahlen bleibt Präsident Emmanuel Macron und seiner Partei La République en Marche (LREM) kaum Zeit, den überwältigenden Sieg zu feiern. Nach einer Autoattacke auf einen Kleinbus der Gendarmerie im Herzen von Paris haben die Behörden Ermittlungen wegen Terrorverdachts aufgenommen. Ein Mann hatte am Montagnachmittag auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées mit seinem Wagen den Bus gerammt, sein Auto ging danach in Flammen auf. Der mutmaßliche Angreifer sei tot, berichtete Innenminister Gérard Collomb am Nachmittag. Weder Sicherheitskräfte noch Passanten wurden verletzt.

Der 31-Jährige sei den Sicherheitsbehörden als radikaler Islamist bekannt gewesen, hieß es am Abend. Er soll aus einem Pariser Vorort stammen, seine Familie gehöre der Salafistenszene an.

Innenminister Collomb von einem „versuchten Anschlag“. In dem Auto seien Waffen und Explosivstoffe gefunden worden. Nach Medienberichten hatte der Mann mindestens eine Gasflasche, ein Kalaschnikow-Gewehr sowie Faustfeuerwaffen in dem Fahrzeug dabei. Der Bereich wurde abgesperrt, es kam zu einem Verkehrschaos. Ein bekanntes Ausstellungsgebäude, das Grand Palais, wurde laut Medien geschlossen.

Fernsehbilder zeigten, wie das Auto des Angreifers unmittelbar nach dem Zusammenprall in Flammen aufging. Zu sehen war, wie die Gendarmen sofort zu dem brennenden Wagen liefen, um die gelblichen Flammen zu ersticken. Die Gendarmen hätten den Mann aus seinem Auto herausgeholt, berichtete eine Polizeisprecherin. Sprengstoffexperten waren zur Stelle.

In Frankreich häufen sich die Attacken auf Sicherheitskräfte. Erst im April hatte ein 39 Jahre alter Gewalttäter auf den Champs-Élysées Polizisten angegriffen und den Beamten Xavier Jugelé getötet. Anfang des Monats war ein radikalisierter 40-Jähriger vor der weltbekannten Kathedrale Notre-Dame mit einem Hammer auf Polizisten losgegangen.

Collomb sagte mit Blick auf den neuen Angriff auf den Champs-Élysées, der Angriff habe den Sicherheitskräften gegolten. Das Maß der Bedrohung im Land sei „extrem hoch“.

Er erinnerte daran, dass die Regierung am Mittwoch ein Gesetz vorlegen will, um den terrorbedingten Ausnahmezustand bis Anfang November zu verlängern. Darüber hinaus gibt es ein neues Sicherheitsgesetz. Frankreich wird seit zweieinhalb Jahren von einer beispiellosen islamistischen Terrorwelle erschüttert. Fast 240 unschuldige Menschen wurden dabei aus dem Leben gerissen.

Durch die aktuellen Ereignisse traten die Wahlergebnisse in den Hintergrund. Dabei ist das Resultat dieses Großreinemachens die jüngste, weiblichste und mit der größten Zahl an politischen Novizen besetzte Nationalversammlung in der Geschichte der Fünften Republik. Macrons Partei LREM konnte gemeinsam mit ihren Verbündeten von der Zentrumspartei MoDem 350 der insgesamt 577 Mandate erobern. Eine 60-Prozent-Mehrheit. Das rechte Lager (Republikaner mit Verbündeten) wurde von 199 auf 137 Abgeordnete gestutzt und das linke Lager (Sozialisten mit Verbündeten) von 284 auf 45 Volksvertreter abgeschmolzen.

Für die sozialistische wie für die republikanische Traditionspartei, die sich seit 1958 an der Macht abwechselten und bislang sämtliche Präsidenten der Fünften Republik gestellt haben, handelt es sich um die schlimmste Niederlage ihrer Geschichte. Aber auch den Populisten vom rechten und linken Rand, die bei den Präsidentenwahlen noch groß auftrumpften, bleiben nur Brosamen. So schafften zwar acht Abgeordnete des rechtsextremen Front National (FN) – unter ihnen Parteichefin Marine Le Pen – den Sprung in die Nationalversammlung. Doch erstens reicht das nicht für die Bildung einer Parlamentsfraktion und zweitens ist dem FN seit der Präsidentenwahl beinahe die Hälfte seiner Wähler davongelaufen.