London.

Nach der Wahlschlappe in Großbritannien geben Tory-Abgeordnete Premierministerin Theresa May einem Bericht zufolge nur noch zehn Tage Zeit, ihre Position als Regierungschefin zu retten. Sollte sie ihr Regierungsprogramm nicht durch das Parlament bekommen, drohen die Konservativen mit einem Misstrauensvotum, wie die „Sunday Times“ unter Berufung auf Parteikreise berichtete.

Am 28. Juni soll das britische Parlament über die geplante Gesetzgebung für die kommenden zwei Jahre abstimmen. Königin Elizabeth II. wird das Programm am Mittwoch in ihrer sogenannten Queen’s Speech zur Parlamentseröffnung verlesen. Die Verhandlungen über einen EU-Austritt der Briten beginnen bereits diesen Montag in Brüssel.

May steht zur Zeit an allen Fronten unter Druck: im Kabinett, in ihrer eigenen Fraktion und in der Öffentlichkeit. Da sie in den vorgezogenen Neuwahlen ihre absolute Mehrheit verloren hatte, sucht sie jetzt den Beistand der zehn Abgeordneten von der „Democratic Unionist Party“ (DUP). Doch die Verhandlungen mit der erzkonservativen Regionalpartei aus Nordirland über eine Stützung ihrer Minderheitsregierung ziehen sich in die Länge. Es geht vor allem um Geld. Die DUP will Zusagen für teure Infrastrukturprojekte, Zahlungen für Opfer der Untergrundorganisation IRA und eine großzügige Versorgung von Rentnern. Ein Ende der Gespräche, die ursprünglich Ende letzter Woche abgeschlossen sein sollten, ist noch nicht abzusehen. „Vielleicht sollte die DUP unsere Brexit-Verhandlungen führen“, sagte ein Mitarbeiter von May.

Auch einer der führenden Politiker der Konservativen, David Jones, prophezeite am Sonntag eine Revolte in der Fraktion, sollte die Premierministerin ihre Positionen bei den Brexit-Verhandlungen aufweichen. Das wäre ein „Vertrauens-Verrat“, sagte Jones. Nur 48 Abgeordnete - 15 Prozent der Fraktion – sind nötig, um May das Misstrauen auszusprechen und um damit einen Kampf um den Vorsitz auszulösen. Nach ihrer zögerlichen und von vielen als kalt und distanziert empfundenen Reaktion auf die Feuerkatastrophe ist das Vertrauen in May auch in ihrer Partei weiter gesunken. Kritiker werfen May vor, nach dem Unglück nicht schnell genug reagiert und die Opfer im Stich gelassen zu haben. Wütende Demonstranten hatten bei Protesten in London am Freitag und Samstag den Rücktritt der Regierungschefin gefordert. Sollte es danach aussehen, dass sie die Abstimmung über das Regierungsprogramm in zehn Tagen verlieren könnte, werden Parteifreunde ihren Abgang fordern.

Der Staatssekretär im Handelministerium, Greg Hands, verteidigte May amSonntag. Er wisse nichts über das von der „Sunday Times“ berichtete Komplott, sagte er dem Sender Sky News. Die Partei stehe „geeint“ hinter ihrer Chefin.