Washington .

Jetzt erst recht. Donald Trumps Abgesang im Rosengarten auf das Pariser Klimaschutzabkommen war erst wenige Stunden alt, da sammelten sich in Amerika bereits die Widerständler. Wirtschaftsführer wie der Banker Lloyd Feinstein, Tesla-Boss Elon Musk, Apple-Chef Tim Cook und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geißelten den von Trump verkündeten Ausstieg Amerikas aus dem Vertrag in scharfen Tönen. Goldman-Sachs-Chef Blankfein stellvertretend: „Das ist ein Rückschlag für die Umwelt und die Führungsrolle der USA in der Welt.“

Auffällig: Bis auf die erste Riege der Republikaner im Kongress und vereinzelte Unternehmer aus der Kohlebranche, die sich durch Trumps Kurswechsel bessere Geschäfte versprechen, stellte sich bisher kein Konzernlenker von Rang an die Seite des Präsidenten. Im Gegenteil. Was der Chef des Technologie-Multis General Electric, Jeffrey Immelt, sagte, wurde schlechterdings als Kampfansage an das Weiße Haus gewertet: „Klimawandel ist real. Die Industrie muss nun führen und sich nicht von der Regierung abhängig machen.“

Wie isoliert der bekennende Klimawandelzweifler Trump ist, zeigt beispielhaft die Reaktion von Bill Peduto. Der Bürgermeister von Pittsburgh, wo bei der Wahl 2016 rund 80 Prozent der Stimmen auf die Demokratin Hillary Clinton entfielen, verwahrte sich gegen die Vereinnahmung durch Trump. „Ich bin gewählt worden, um die Einwohner von Pittsburgh zu vertreten, nicht die von Paris“, hatte der Präsident gesagt. Peduto wies nüchtern darauf hin, dass die ehemalige Schwerindustriemetropole in Pennsylvania „weiter den Richtlinien des Pariser Abkommens folgen wird, im Interesse unserer Menschen, unserer Wirtschaft und Zukunft“.

Ähnlich äußerte sich ein vom früheren New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg koordinierter Verbund aus bislang 30 Bürgermeistern großer Städte von San Francisco über Atlanta bis Boston, den Gouverneuren (Ministerpräsidenten) der über 60 Millionen Menschen repräsentierenden Bundesstaaten Kalifornien, Washington State und New York, 80 Präsidenten renommierter Universitäten und über 100 Unternehmen, darunter Coca-Cola, Mars, Starbucks oder Unilever.

Gemeinsam plant das Bündnis unter dem Arbeitstitel „United States Climate Alliance“ die Bildung einer breiten Koalition, die sich gegenüber den Vereinten Nationen als Konkurrenzveranstaltung zur Zentralregierung in Washington positionieren will. Wie der Gouverneur des Westküstenbundesstaats, Jay Inslee, sagt, wollen die Teilnehmer sich auf die Einhaltung der Pariser Ziele zur Eindämmung der Erderwärmung verpflichten und aus eigenen Mitteln Geld in den Klima-Fonds einzahlen.

Weil mit Kalifornien die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt an vorderster Front ist, rechnen Analysten schon sehr bald mit einem „Showdown zwischen Washington und Sacramento“, der Hauptstadt des Westküstenstaates. Ein Beispiel: Trumps Umweltbundesbehörde EPA wird demnächst Standards zur Eindämmung von CO2 senken, erwarten Wissenschaftler. Das kalifornische Pendant, das „California Air Resources Board“, hingegen hat bereits bei der unerbittlichen Verfolgung des Dieselsünders Volkswagen bewiesen, dass es einen anderen Kurs fährt – noch striktere Umweltauflagen. Im „Golden State“ ist herrschende Politik, den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken. „An dieser Linie wird sich absolut nichts ändern“, erklärte Gouverneur Jerry Brown. Er nannte Trumps Kehrtwende „abartiges Verhalten vonseiten des höchsten Amts“.

Soweit will die Katholische Bischofskonferenz in Amerika nicht gehen. Gleichwohl stellte Bischof Oscar Cantu stellvertretend für seine Glaubensgemeinschaft fest: „Präsident Trumps Entscheidung wird den Menschen in den Vereinigen Staaten und der Welt schaden.“ Einflussreiche Multiplikatoren wie Bob Iger (Disney-Chef) und Elon Musk wollen dafür nicht mithaften. Sie hören als Berater des Präsidenten mit sofortiger Wirkung auf und kündigten in der Sache Kontra an. Dagegen wurde der bekannte Musiker John Legend persönlich: „Wir müssen dieses Arschloch stoppen“, sagte er mit Blick auf die Zwischenwahlen im Kongress 2018. „Trump ist unsere nationale Peinlichkeit.“

Auch der Filmstar und Politiker Arnold Schwarzenegger hat sich über Präsident Donald Trump empört. Ein einziger Mann könne die Umstellung auf erneuerbare Energien nicht aufhalten, sagte er in einem Video, das in den Netzwerken verbreitet wurde. „Und ein einziger Mann kann auch nicht in der Zeit zurückgehen. Das kann nur ich“, scherzte der Schauspieler („Terminator“).