Washington.

Der wichtigste Stoßdämpfer und Strippenzieher des US-Präsidenten Donald Trump, Schwiegersohn und Top-Berater Jared Kushner, ist in den Russland-Ermittlungen auf den Radar der Bundespolizei FBI geraten. Der Ehemann von Trumps Tochter Ivanka wird bislang nicht persönlich einer Straftat verdächtigt, berichteten US-Medien unter Berufung auf Behördenkreise. Dennoch erhoffen sich die Fahnder wichtige Informationen. Sie untersuchen seit Monaten, ob Trumps Wahlkampfteam bei der Präsidentschaftswahl 2016 mit Kreml-Vertrauten illegal gemeinsame Sache zulasten der Demokratin Hillary Clinton gemacht hat. Im Mittelpunkt des FBI-Interesses stehen Gespräche, die Kushner in seiner Funktion als zentraler Ansprechpartner für ausländische Regierungen in der Übergangsphase zwischen der Wahl im November und Trumps Amtseinführung Ende Januar geführt hatte.

Konkret geht es um jeweils halbstündige Kontakte mit Russlands US-Botschafter Sergej Kisljak sowie mit dem Chef der russischen Außenwirtschaftsbank VEB, Sergej Gorkow, einem früheren Spion des russischen Geheimdienstes FSB und Vertrauten von Präsident Wladimir Putin. Die VEB-Bank war zum Zeitpunkt des Kontaktes mit Kushner im Dezember von der Obama-Regierung noch mit Sanktionen wegen der Krim-Annexion belegt. Weitere Strafaktionen wegen der laut US-Geheimdiensten erwiesenen versuchten Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl durch den Kreml waren in Planung.

Kushner hatte – gegen die Vorschriften – bei der Beantragung seiner Sicherheitsstufe („security clearance“), die ihm Zugang zu Staatsgeheimnissen verschafft, die besagten Russland-Gespräche verschwiegen. Darüber war der Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn gestolpert. Er hatte über seine Kontakte zu Russland während des Wahlkampfs gelogen – und musste zurücktreten.

Anders als Kushner, der über seine Anwältin Jamie Gorelick erklären ließ, dass er mit dem FBI wie auch mit zuständigen Kongressausschüssen kooperieren will, verweigert Flynn bisher jede Aussage. Er verlangt vorab die Zusicherung auf Straffreiheit.

Für Präsident Trump, der die Russland-Ermittlungen als „Hexenjagd“ gegen sich bezeichnet und Topbeamte bedrängt haben soll, den Fall auf sich beruhen zu lassen, ist die Verwicklung Kushners unvorteilhaft. Sein Schwiegersohn ist mit großen Dossiers (von Mexiko bis Naher Osten) betraut und gilt als der heimliche Vizepräsident, an dem keine Entscheidung vorbeigeht.