Washington. Vor der ersten großen Auslandsreise des US-Präsidenten werden neue Details zur Affäre um Ex-FBI-Chef Comey bekannt

Noch nie kam es bei der Feuertaufe eines US-Präsidenten auf der Weltbühne so sehr auf das Sendungsbewusstein an – auf seinem Twitter-Account. Das berüchtigte digitale Mitteilungsbedürfnis von Donald Trump war in Regierungskreisen die größte Sorge, bevor Donald Trump am Freitagabend aus der Heimat den Turbulenzen um FBI, Russland, Sonderermittler und Amtsenthebungsgerüchte in Richtung Saudi-Arabien entfloh.

Doch unmittelbar nach Abflug holte ihn die Vergangenheit ein: Die „New York Times“ zitierte aus einem Gespräch mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow in der vergangenen Woche im Oval Office, bei dem sich Trump zu den Gründen für den Rauswurf von FBI-Chef James Comey geäußert haben soll. Dies habe Druck aus den Ermittlungen wegen der angeblichen Verstrickungen des Trump-Wahlkampflagers mit Russland genommen, soll Trump laut dem Bericht gesagt haben. Auch soll er sich abfällig über den Ex-FBI-Chef geäußert haben: „Er war verrückt, ein echter Spinner.“

Wird sich der zu Hause binnen vier Monaten auf ein Rekordminus von nur noch 38 Prozent Zustimmung abgesunkene Unternehmer auf seinem neuntägigen Trip disziplinieren? Trump reist in den nächsten Tagen vom saudi-arabischen Riad nach Jerusalem, dann weiter zum Papst in Rom, zur Nato in Brüssel und zum Treffen der sieben größten Wirtschaftsnationen (G 7) nach Sizilien. Der Trip dürfte schon dann als Erfolg verbucht werden, „wenn alles normal läuft“, meint der altgediente Außenpolitik-Experte Richard Haas.

Ob man das Reisepensum nicht halbieren könne, soll Trump seine engsten Berater erst kürzlich noch gefragt haben. Man konnte nicht. Das akribisch vorbereitete Ritual „Ausflug in die weite Welt“ ist zu erfüllen. Auch Trump muss dem Volk daheim beweisen, dass er auf internationalem Parkett der Nation keine Schande macht. Allerdings ist die Premiere, die mit dem Islam, dem Judentum und der katholischen Kirche bewusst drei Weltreligionen ansteuert, mit Fallstricken durchzogen, die ein chronisch impulsiver Trump, der sich daheim einer „Hexenjagd“ von Medien und Justiz ausgesetzt fühlt, erst noch überspringen muss. Anfang nächster Woche wird Trump in der Jerusalemer Altstadt an die Klagemauer treten. Israelis wie Palästinenser, denen Trump mithilfe seines jüdischen Schwiegersohnes Jared Kushner einen „wundervollen Frieden“ bescheren will, werden mit Argusaugen auf jedes Wort und jede Geste achten. Nicht anders wird es sein, wenn der Mauerbauer Trump am Mittwoch im Vatikan auf den Brückenbauer Papst Franziskus treffen wird. Einen Mann, der Trumps Einwanderungspolitik einmal als „unchristlich“ bezeichnete. Worauf Trump dem Heiligen Vater vorhielt, „beschämend“ zu sein.

Viele Gastgeber haben den Launen und Vorlieben Trumps bereits präventiv Rechnung getragen. Die Saudis etwa halten Steak und Ketchup bereit, Trumps Standardmahl. Bei der Nato in Brüssel wurden die Redebeiträge pro Regierungschef auf 120 Sekunden limitiert. Nichts soll die kurze Aufmerksamkeitsspanne Trumps unnötig strapazieren.

Ob Trump dazu kommt, der Welt anschaulich seine Visitenkarte („Amerika zuerst“) zu erklären, steht noch dahin. Die innenpolitischen Rangeleien in Washington könnten alles überlagern.