Berlin. Der Antrittsbesuch der Kanzlerin in Washington dient auch der Vorbereitung des G-20-Treffens in der Hansestadt

Es reicht, wenn einer Nein sagt. Eine G-20-Veranstaltung kann nichts umsetzen, nur gute Vorsätze fassen, im Konsens oder gar nicht. Es ist eine Veto-Veranstaltung, die Angela Merkel (CDU) in einem Wahljahr fordert. Auch oder gerade deswegen ist sie wenige Wochen nach Donald Trumps Amtsantritt nach Washington gereist, als Gastgeberin des Gipfels am 7. und 8. Juli in Hamburg will sie wissen, woran sie bei ihm ist. Ihr Berater und „Sherpa“ Lars-Hendrik Röller hat längst Kontakt zu seinem US-Kollegen aufgenommen, nächste Woche steht ein Treffen aller „Sherpas“ an. Die Frage ist: Will Trump Teil der Lösung oder Teil des Problems sein?

Erst seit 2008 gibt es die Treffen auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs, seit 2011 organisiert Röller sie für Merkel. Unter den „Sherpas“, die ihre Regierungschefs auf Gipfel führen wie die Helfer die Bergsteiger im Himalaja-Gebirge, ist Röller der Dienstälteste. Die G-20-Präsidentschaft dauert zwölf Monate und endet jeweils zum 1. Dezember, politisch sind nach Hamburg für den Gastgeber alle Messen gelesen. Im Kreis der wichtigsten Wirtschaftsnationen waren die Europäer als Ausrichter an der Reihe, nicht alternativlos Deutschland, die Briten wären dran gewesen. Aber die waren zu sehr mit sich beschäftigt, mit dem Brexit. Also übernahm Merkel die Gastgeberrolle. In der Vergangenheit hat sie ihr bei internationalen Treffen – sei es in Heiligendamm, sei es in Elmau – nie geschadet. Das Schaulaufen kann man zur Sympathiewerbung nutzen. Hamburg gilt als Tor zur Welt. Da ist es naheliegend, dass die Wahl auf Merkels Geburtsort fiel.

Die wichtigsten Industriestaaten – G 7 – stimmen sich bereits seit Jahrzehnten ab. G 20 wurde dagegen erst 1999 als Reaktion auf die Finanzkrise in Asien gegründet, in den Anfangsjahren als Treffen der Fachminister. Zur Runde zählen die USA, China, Japan, Deutschland, Frankreich, Brasilien, Großbritannien, Italien, Russland, Kanada, Indien, Aus­tralien, Südkorea, Mexiko, Indonesien, die Türkei, Saudi-Arabien, Argentinien, Südafrika und die EU. Zusammen vertreten sie zwei Drittel der Bevölkerung, dazu mehr als drei Viertel des Handels und der globalen Wirtschaftsleistung. Darüber hinaus werden internationale Organisationen und punktuell einzelne Staaten dazu geladen, so etwa Spanien und Singapur.

Von ihrer ursprünglichen Idee – Wachstum und Stabilität sichern – hat sich G 20 etwas entfernt. Längst geht es auch um Themen wie Klimaschutz, Gesundheit, Entwicklungshilfe, Afrika, Terrorbekämpfung. Merkel will mit der Flüchtlingspolitik und mit Initiativen für eine stärkere Teilhabe der Frauen Akzente setzen. Zum einen will sie Frauen in den Entwicklungsländern fördern, zum anderen generell mehr in den Arbeitsmarkt vermitteln. Das erklärte Ziel: 25 Prozent mehr berufstätige Frauen bis 2025.

Die G 20 können nichts aus eigener Befugnis beschließen. Die Staats- und Regierungschefs können Probleme erörtern, Maßnahmen ins Auge fassen, aber umgesetzt werden sie von den Nationalstaaten – oder auch nicht. Außer Spesen nichts gewesen? Der Vorwurf begleitet solche Mega-Treffen, wird von Merkel aber eher als unpolitisch empfunden. Für sie haben sie nicht an Bedeutung verloren, im Gegenteil.

Es ist zum Beispiel das Forum, wo die Präsidenten von USA und Russland noch regelmäßig direkt zusammenkommen. In Hamburg bietet sich die Chance, Trump zu testen. Was geht mit ihm? Mit dem Klimaschutz kann er wenig anfangen. Was er von Merkels Flüchtlingspolitik hält, hat er oft klargemacht. Nichts. Und ob sich für eine Agenda Afrika einspannen lässt?

Das Motto der G-20-Präsidentschaft ist wunderbar doppeldeutig: „Eine vernetzte Welt gestalten“. In dem Plädoyer für Zusammenarbeit, für Multilateralismus steckt zugleich ein Angebot in der Sache: Die Verquickung zwischen digitaler Welt und produzierender Welt ist ein Zukunftsthema. Amerika ist sehr stark im digitalen Bereich und will im verarbeitenden Gewerbe besser werden. Das könnte Deutsche und Amerikaner zusammenbringen. Merkel würde es als Erfolg werten.