Washington.

Es sind zwar noch mehr als 1350 Tage bis zur nächsten Präsidentschaftswahl in Amerika. Aber Donald Trump fängt bereits mit dem Warmlaufen an. Bei seinem ersten Bad in der Menge nach Amtseinführung, inszeniert mit knapp 10.000 Anhängern in einem Flugzeug-Hangar in Florida, versuchte er am Wochenende den Reset-Knopf zu drücken.

Fern von Washington, wo Trump die Medien als Drahtzieher eines Komplotts gegen sich wähnt, schaltete der 70-Jährige in den Wahlkampfmodus um. Arbeitsplätze schaffen, Grenzen sichern und Illegale abschieben, Öl- und Gasindustrie von bürokratischen Hemmnissen befreien, Handelsbeziehungen neu ordnen, Krankversicherung reformieren, generell „Amerika zuerst“-Politik betreiben – alles sattsam bekannt. Wie er es sagt, gab selbst Republikanern zu denken. „Ich möchte zu euch sprechen ohne den Filter der Fake News“, rief Trump am Flughafen von Orlando in die Menge. „Die unehrlichen Medien wollen einfach nicht die Wahrheit berichten.“ Die Wahrheit laut Trump: „Alles läuft reibungslos.“

Mit der Wahrheit nimmt es der Präsident allerdings selbst nicht so genau. Trump lieferte in Florida erneut ein spektakuläres Beispiel. Um die Notwendigkeit für seinen Einreise-Bann für Muslime aus bestimmten Ländern zu unterstreichen (in den nächsten Tagen soll eine gerichtsfeste Version verkündet werden), zählte Trump diverse Terror-Anschläge auf, die in Europa stattgefunden haben. Darunter auch einen Vorfall in Schweden, der sich „in der letzten Nacht“ zugetragen habe. Problem dabei: Es gab in Schweden am Wochenende keinen Vorfall. Die Zeitung „Aftonbladet“ meldete unter der Überschrift „Das ist am Freitagabend in Schweden passiert, Mr. President“ unter anderem: Der Sänger Owe Thörnqvist hatte technische Probleme bei Proben für den Vorentscheid zum Eurovision-Song-Contest. Im Norden wurde eine Sturmwarnung ausgegeben. In Stockholm verfolgte die Polizei einen Autofahrer – ihm wird Trunkenheit am Steuer und Autodiebstahl vorgeworfen.

Dass Trump sich zu der These verstieg, die Medien als „Feind des amerikanischen Volkes“ zu bezeichnen, wollte der republikanische Senator John
McCain nicht unkommentiert lassen. Im Frühstücksfernsehen sagte er, dass die freie Presse ein unverzichtbarer Bestandteil der Demokratie sei. Aus Trumps Angriffen auf Berichte, die zutreffen, ihm aber nicht passen, leitete er ab: „So legen Diktatoren los.“ Als erstes werde die freie Presse madiggemacht und danach ausgeschaltet.