Washington.

Selbst seit Jahrzehnten im Washingtoner Politik-Getriebe tätige Maschinisten wie CNN-Senior Wolf Blitzer benötigten Donnerstag einige Minuten, um sich zu fassen: Donald Trump hatte nach 77 Minuten im Weißen Haus eine Pressekonferenz beendet, die „in die Geschichtsbücher eingehen wird“, wie es danach in US-Medien hieß.

Was gedacht war, um einen Ersatz-Kandidaten für den Posten des Arbeitsministers zu verkünden (die erste Wahl, Andrew Puzder, war Trump kurzfristig stiften gegangen), geriet zu einem Rundumschlag gegen die „unehrlichen Medien“, die Demokraten, „die nur Verzögerung können“ und all jene kritischen Stimmen in den USA, die vier Wochen nach Trumps Amtsantritt unzufrieden bis tief enttäuscht sind.

Trumps argumentatives Basislager: „Ich habe ein totales Fiasko geerbt. Zuhause. Wie im Ausland.“ Arbeitsplätze, Militär, Infrastruktur, Finanzen, der Nahe Osten - überall „nur Desaster“. Trotzdem würdige man nicht seine Anstrengungen. Mehrfach überschlug sich Trumps Stimme. Er wirkte fahrig, verstrickte sich in Widersprüche.

Ausführlich nahm er sich die Medien vor. Sie seien es, die jeden Tag die Wahrheit verdrehten. Alle Berichte über Verbindungen seiner Wahlkampagne und seiner engsten Zirkel zu Russland seien „Fake News“, also erfunden. Er selber habe mit Russland gar nichts zu tun. „Ich habe da keinen Besitz, keine Darlehen, keine Geschäfte.“ Mit Putin und dessen Leuten will er „nie“ gesprochen haben.

Dass er seinen Sicherheitsberater Michael Flynn rauswarf, eben wegen einer dubiosen Russland-Connection, wollte Trump nur im Licht eines internen Kommunikationsfehlers verstanden wissen. Zur Erinnerung: Flynn hatte Vizepräsident Mike Pence über den Inhalt von Telefonaten mit dem russische US-Botschafter belogen. Für Trump eher eine lässliche Sünde. Hätte der Ex-General nicht selbsttätig mit Moskau telefoniert, so Trump, „dann hätte ich ihn angewiesen“.

Dass es im Weißen Haus Machtkämpfe gibt – seit Tagen gut dokumentiert –, ist laut Trump ebenfalls eine Medien-Erfindung. „Diese Regierung läuft wie eine gut geölte Maschine.“ Einziges Problem: Die Demokraten würden ihm Knüppel zwischen die Beine werfen.

In Trumps Welt war die Einführung des von vielen Ungereimtheiten begleiteten Einreise-Verbots für Ausländer aus sieben vorwiegend muslimischen Ländern kein Fehltritt – sondern „sehr geschmeidig“. Bis eine „falsche Gerichtsentscheidung“ kam. Aber kein Problem: Nächste Woche soll ein neuer Erlass kommen.

Dann legte der Präsident, der in fast allen relevanten Umfragen historisch schlechte Zustimmungswerte verbucht, noch eine Schippe drauf. Die meisten Journalisten arbeiteten nicht „im Interesse des amerikanischen Volkes“. Die Medien seien „völlig außer Kontrolle“. Wäre es anders, müssten sie anerkennen, dass in der US-Geschichte noch nie eine Regierung „in so kurzer Zeit so viel bewegt hat“. Er gab einen Rat: Berichtet positiv, dann werde ich euer größter Fan.