Berlin. Der neue Bundespräsident gilt als bodenständig, hat einen Organspendeausweis und kann auf Reisen in jeder Zeitzone schlafen

Der neue Präsident (61) gilt als bodenständig, wäre gern Sportreporter geworden und war enger Begleiter von Gerhard Schröder. Alles Wissenswerte zum ersten Mann im Staat.

1Als Präsident fährt Steinmeier in einem gepanzerten Dienstwagen mit Kolonne. Das Kennzeichen: 0-1. Bei offiziellen Anlässen weht am Kotflügel eine Fahne.

2Steinmeier ist in dem Dorf Brakelsiek in Ostwestfalen geboren und aufgewachsen – nur 15 Kilometer vom Heimatdorf Gerhard Schröders entfernt, doch die beiden lernten sich erst viel später kennen. Vater Walter, ein Tischler, stammt aus einer Bauernfamilie, Mutter Ursula ist mit ihrer Familie aus Breslau geflüchtet. Bruder Dirk ist sechs Jahre jünger.

3So ruhig und nach außen konfliktlos Steinmeier agiert – er hat Ehrgeiz und Machtbewusstsein. Auch die Präsidentenkandidatur hat Steinmeier in aller Stille lange vorbereitet.

4Der Präsident liest Romane, hört Jazz, wandert. Er ist Fan des FC Schalke 04, spielte als Jugendlicher Fußball bei TuS 08 Brakelsiek, heute trainiert er gelegentlich auf dem Laufband.

5Steinmeier bezieht als Präsident ein zu versteuerndes Gehalt von 214.000 Euro im Jahr – ab jetzt ein Leben lang. Wenn er aus dem Amt scheidet, nennt sich das Gehalt Ehrensold. In der aktiven Zeit bekommt der Präsident zusätzlich 78.000 Euro „Aufwandsgeld“. Die Ehefrau des Präsidenten erhält kein Geld, ihr werden aber ein Büro und Mitarbeiter gestellt.

6Seine weißen Haare bekam Steinmeier mit 24 Jahren, fast über Nacht. Nach einer Augenoperation, bei der ihm Ärzte Hornhaut transplantierten, wurde der Blondschopf weiß – so berichtete es einmal ein Kommilitone der „Bild“-Zeitung.

7Eigentlich wäre Steinmeier gern Sportreporter geworden. Aber er entschied sich nach der Bundeswehr fürs Jura-Studium. Er lebte in Gießen in einer WG, fuhr eine Ente. 14 Jahre verbrachte Steinmeier an der Uni.

8Die meiste Zeit seines politischen Lebens verbrachte Steinmeier mit Gerhard Schröder. Schon als Ministerpräsident in Hannover vertraute Schröder ihm und delegierte fast alles an seine „graue Effizienz“. Steinmeier lernte, Politik zu koordinieren. Er wurde Schröders Referent, Büroleiter, Chef der Staatskanzlei und Chef des Bundeskanzleramtes.

9Zwar ist Steinmeier seit 1975 SPD-Mitglied, aber bis er 2005 Außenminister wurde, hatte er keine Parteiämter oder Parlamentsmandate inne und hinterließ als Genosse kaum Spuren. Erst 2009, parallel zur Kanzlerkandidatur, trat er für den Bundestag an.

10Im Jahr 2010 spendete Steinmeier seiner schwer erkrankten Frau eine Niere, nahm dafür eine längere Auszeit von der Politik. Es war ein Liebesbeweis, aber auch Überzeugung: Er hat stets einen Organspenderausweis dabei.

11Schon als Außenminister ist Steinmeier viel gereist. Im neuen Amt wird er wieder viel Zeit unterwegs verbringen. Das Gute: „Ich leide nicht unter Jetlag“, sagt er.

12Im Sommer wandern Steinmeier und seine Frau in den Dolomiten in Südtirol, so wie Kanzlerin Angela Merkel. An den Wochenenden fahren sie oft in ihre Zweitwohnung im brandenburgischen Saaringen. Einen formellen Urlaubsanspruch hat ein Bundespräsident nicht.

13Die Rede ist das wichtigste Instrument des Präsidenten. Auf diesem Feld wird es Steinmeier nicht einfach haben, mit Vorgänger Joachim Gauck mitzuhalten. Steinmeier kann zwar kluge Reden halten, rhetorisch fehlt ihm aber oft das Feuer.

14Steinmeiers Amtssitz ist das Schloss Bellevue. Wohnen wird er aber weiter im gutbürgerlichen Berliner Stadtteil Zehlendorf. Hier bewohnt er mit seiner Frau seit 17 Jahren ein Haus mit Garten.

15In seinem neuen Amt will Steinmeier ein Gegenmodell zu US-Präsident Donald Trump sein. Noch im US-Wahlkampf hat er ihn „Hassprediger“ genannt, als Außenminister gratulierte er Trump nicht zur Wahl. Steinmeier ist gegen Vereinfachungen à la Trump.