München. Weil die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten unerwartet starken Aufwind hat, kommt die Versöhnung zwischen CDU und CSU schneller als gedacht

Sogar für eine gemütliche Atmosphäre war gesorgt, die CSU hatte Steaks, Bratwürste und Leberkäse bereitgestellt. Bei einem Grillabend am Sonntag und bei Beratungen an diesem Montag in München wollten die Führungen von CDU und CSU ihre Differenzen endgültig beilegen. Es ist quasi ein Martin-Schulz-Effekt: Nachdem die SPD ihren Kanzlerkandidaten benannt hat, schließen sich die Reihen der Union. Dafür soll auch der Friedensgipfel sorgen, der offiziell „Zukunftstreffen“ heißt.

Angela Merkel ist nun auch Kanzlerkandidatin der CSU

„Ich bin ganz sicher, in diesen Zeiten kommt es auf die beiden Volksparteien CDU und CSU an, die sehr viel mehr Gemeinsames haben, als das, was unterschiedlich beantwortet wird“, sagte Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel vor Beginn des Treffens. Auch der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer rief die Unionsparteien auf, die Reihen zu schließen: „Der Sieg ist immer dort, wo Eintracht herrscht.“

Richtungsweisend ist, dass die CSU Angela Merkel inzwischen als Kanzlerkandidatin akzeptiert. Bis Juli will man sich auf ein gemeinsames Wahlprogramm einigen – das ist der Auftrag an die Generalsekretäre Andreas Scheuer (CSU) und Peter Tauber (CDU). Beide werden vorerst die Frage offenlassen, mit wem die Union regieren möchte. Die CSU würde gern die große Koalition fortsetzen, Schwarz-Grün kommt kaum infrage. Bayern wählt 2018, dort sieht die CSU die Grünen stärker als Bedrohung als die SPD.

Die Zähmung der widerspenstigen CSU vollzieht sich behutsam. Die Bayern wollen das gemeinsame Wahlprogramm nicht zu sehr belasten und werden Forderungen nach einer Obergrenze für Flüchtlinge oder nach Volksabstimmungen auf Bundesebene in einen extra „Bayernplan“ ausgliedern. Möglich wurde das faktische Stillhalteabkommen, weil Seehofer auch auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise nie die Brücken zu Merkel abgebrochen hat.

Generalsekretär Tauber mahnt nun: „Unser Hauptgegner im Wahlkampf ist die SPD.“ Es sei nichts Ungewöhnliches, dass ein neuer Kandidat wie Schulz Interesse wecke. Umso wichtiger sei die Geschlossenheit der Union, sagte Tauber dieser Redaktion. „Jetzt ist klar, worum es geht: Angela Merkel oder Martin Schulz, eine CDU-geführte Regierung oder Rot-Rot-Grün.“ Bislang spiele Schulz „die alte Leier“, so Tauber. Mit dem Thema Gerechtigkeit habe die SPD schon zweimal verloren. „Wenn man mal wüsste, wofür der SPD-Kandidat sonst noch steht, könnten wir uns ernsthaft damit auseinandersetzen“, sagt Tauber.

Die Angriffe sind Anzeichen von Nervosität. Schulz und die SPD haben schneller in den Umfragen zugelegt, als die Union dachte: In der aktuellsten Umfrage steigt die SPD auf 29 Prozent. Der Abstand zur Union beträgt nur noch vier Punkte.

Dass Merkel und Seehofer an diesem Montag als Duo vor die Presse treten, wird vor allem Armin Laschet gefallen. Der Merkel-Vize und Spitzenkandidat in NRW war nicht immer ein Freund Seehofers. Aber als Laschet neulich nach München flog, sicherte ihm Seehofer Unterstützung im Wahlkampf zu.