Paris.

Fünf Schüsse peitschen kurz nach 10 Uhr durch die Einkaufsgalerie im Untergeschoss des Louvre-Museums. Ein dort am Eingang postierter Fallschirmjäger hatte das Feuer auf einen mit einer Machete bewaffneten Mann eröffnet, der sich mit dem Ruf „Allahu akbar“ (Allah ist groß) auf ihn und einen weiteren Soldaten werfen wollte. Der Attentäter wurde unter anderem durch einen Bauchschuss schwer verletzt.

Bereits eine Stunde später, als die Ärzte in der Pariser Klinik La Salpétrière den mutmaßlichen Islamisten einer Notoperation unterziehen, spricht Frankreichs Regierungschef Barnard Cazeneuve von „einer terroristischen Attacke“. Zu sehr ähnelt der blindwütige Angriff vier vergleichbaren islamistischen Anschlägen, die in den vergangenen zwei Jahren auf Soldaten oder Polizisten in Frankreich verübt worden sind.

Präsident Hollande lobt den Einsatz der Soldaten

Es ist der in Frankreich seit November 2015 geltende Ausnahmezustand, der nicht nur die Präsenz der Militärs am Louvre, sondern auch die schnelle Reaktion der Behörden erklärt. Sofort löst die Polizeipräfektur einen Großalarm aus, derweil fordert das Innenministerium über Twitter die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren und den Einsatz der Sicherheits- sowie Rettungskräfte nicht zu behindern.

Nur wenige Minuten später sind die rund 1000 Besucher, die sich im Museum befanden, in einen abgeschirmten Gebäudebereich gebracht worden, kurz darauf hat die Polizei das Viertel im Herzen der Seinemetropole weiträumig abgesperrt. Der Verkehr auf der breiten, vom Louvre bis zur Place de la Concorde führenden Rue de Rivoli wird ebenso unterbrochen wie zwei Metrolinien.

Da der Angreifer, der einen der Soldaten leicht am Kopf verletzte, zwei Rucksäcke bei sich getragen hatte, rückt ein Bombenentschärfungskommando an. Doch die Entwarnung kommt rasch, es wird kein Sprengstoff gefunden. Trotzdem dauert es bis Mittag, bevor der Polizeipräfekt erklärt, dass die Situation unter Kontrolle ist. Endlich dürfen jetzt auch die Besucher des Louvre geordnet und in kleinen Gruppen evakuiert werden.

Die Polizei nimmt gleich nach dem Angriff einen 35-Jährigen fest, der sich in der Einkaufsgalerie aufhielt und verdächtig verhalten haben soll. Ob er in Verbindung mit dem Attentäter steht, ist unklar. Die Pariser Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen wegen Terrorverdachts einleitete, zeichnet innerhalb weniger Stunden den mutmaßlichen Weg des Mannes nach: Es könnte sich um einen 29-jährigen Ägypter handeln, der erst vor wenigen Tagen mit gültigem Visum aus Dubai nach Paris kam. Es sei noch unklar, ob der Mann alleine, spontan oder auf Anweisung gehandelt habe.

Frankreich und die Franzosen haben spätestens seit den blutigen Terroranschlägen in Paris (November 2015) und Nizza (Juli 2016) lernen müssen, mit der nach wie vor als sehr hoch eingestuften Attentatsgefahr umzugehen. So gehören schwer bewaffnete Ordnungshüter, die landesweit öffentliche Plätze, Bahnhöfe, Flughäfen, Grenzen und Touristenattraktionen abschirmen, längst ebenso zum Alltag wie die Patrouillen jener 3500 Soldaten, die im Rahmen der Operation Sentinelle (Wachposten) an der Vorbeugung terroristischer Anschläge teilnehmen.

Präsident François Hollande lobte am Freitag nachdrücklich „den Mut und die Entschlossenheit“ der Militärs, die mit ihrem Einsatz einen weiteren Terroranschlag verhindert hätten. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo ihrerseits pries die „Umsicht“ der Soldaten, der zu verdanken sei, dass kein Besucher des Louvre verletzt wurde.

Dennoch droht der gescheiterte Angriff auf das weltberühmte Museum, dem Hauptstadttourismus weiteren Schaden zuzufügen. 2016 verzeichnete Paris beinahe zwei Millionen Touristen weniger als in den Vorjahren. Gerade erst hatte das Tourismusbüro von positiven Zeichen berichtet. „Wir können die Entwicklungen heute noch nicht abschätzen“, so eine Sprecherin.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärten sich solidarisch mit den Nachbarn. Gabriel schrieb aus den Vereinigten Staaten, wo er seinen Antrittsbesuch als Außenminister absolvierte, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Wir stehen solidarisch an Seite Frankreichs werden im Kampf gegen Terrorismus nicht nachlassen.“

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen forderte „radikale Maßnahmen gegen diese Geißel“.