Moskau.

Seit Tagen wird in der Ostukraine wieder heftig gekämpft. Alexander Sachartschenko, Führer der Donezker Rebellen, gab an der Front bei Jasinowataja in einem Interview seine Sicht der Dinge kund: „Die Ukraine hat die Kampfhandlungen begonnen, weil Amerika und Russland Berührungspunkte gefunden haben“, sagte er, dann wurde seine Stimme vom Lärm der Granatwerfer übertönt. „Poroschenko hat begriffen, dass es für die Ukraine keine Hoffnung mehr gibt, und den Befehl gegeben, die Donezker Volksrepublik zu attackieren.“ Die Ukrainer versuchten, in Donezk einzudringen, viele von ihnen seien gefallen. Aber auch die Rebellen haben beträchtliche Verluste.

Das ukrainische Verteidigungsministerium meldete sieben Tote und 18 Verwundete und gab den Separatisten die Schuld an der Eskalation. Wieder hätten sie von russischen Militärs unterstützt versucht, eine strategisch wichtige Position zu stürmen. Beide Seiten werfen einander vor, aus schweren Raketenwerfern auch Wohngebiete zu beschießen. Die Ukrainer hätten auch eine Kläranlage am Fluss Kalmius nördlich von Donezk beschossen, deshalb sei die Wasserversorgung im nördlichen Jasinowataja zusammengebrochen. Laut OSZE fiel in der Kläranlage im Niemandsland der Strom aus. Sowohl die Rebellenhochburg Donezk als auch das von Regierungstruppen kon­trollierte Awdijiwka könnten deshalb ohne Trinkwasser bleiben. Anfang der Woche waren in der 18.000-Seelenstadt Awdijiwka infolge des Beschusses schon die Strom- und Heizwärmeversorgung zusammengebrochen, bei Minus 20 Grad.

Die Behörden riefen den Ausnahmezustand aus und bereiteten eine teilweise Evakuierung der Bevölkerung vor. Der ukrainische Frontblogger Juri Kasjanow hält weiteres Blutvergießen für unausweichlich: „Kein ‚Minsk‘, keine Sanktionen, keine Merkel und kein Trump können einen Krieg stoppen, in dem beide Seiten ihr Ziel nicht erreicht haben. Putin hat die Ukraine nicht bekommen, wir die besetzten Gebiete nicht zurückgeholt.“

Die Bundesregierung hat beide Seiten dringend dazu aufgerufen, die schweren Kämpfe sofort zu beenden. Die Bundesregierung verurteilte ausdrücklich den Bruch des Waffenstillstands von Minsk und wechselseitige Provokationen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.