Berlin.

Schwerkranke Menschen sollen nach dem Willen der Koalition zukünftig leichteren Zugang zu Cannabis als Medizin erhalten. Am Donnerstag stimmt der Bundestag über einen Gesetzentwurf ab, der Blüten und Extrakt der Hanfpflanze auf Rezept zugänglich machen soll. Damit kann das Medizinalhanf dann auch von den Krankenkassen bezahlt werden.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe befürwortet das Gesetz: „Schwerkranke Menschen müssen bestmöglich versorgt werden“, sagte der CDU-Politiker dieser Zeitung. „Dazu gehört, dass die Kosten für Cannabis als Medizin für Schwerkranke von ihrer Krankenkasse übernommen werden, wenn ihnen nicht anders wirksam geholfen werden kann.“

Cannabis wird schon jetzt bei einer Reihe von Krankheits- und Symptombildern eingesetzt. So arbeiten zum Beispiel Palliativmediziner mit den Wirkstoffen aus der Hanfpflanze, um Schmerzen zu lindern. Auch gegen Übelkeit und Appetitlosigkeit, beispielsweise bei Krebspatienten, kann die Pflanze helfen. Cannabisprodukte zu bekommen, ist bislang nicht einfach. Medikamente, die den Cannabiswirkstoff THC enthalten, können bereits jetzt verschrieben werden, werden aber bis auf eines nicht von den Kassen bezahlt. Und Cannabisblüten aus der Apotheke gibt es nur in Ausnahmefällen: Erst, wenn alle anderen Therapieoptionen ausgeschöpft wurden, können Patienten eine Ausnahmegenehmigung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragen. Aktuell haben rund 1000 Personen in Deutschland eine solche Genehmigung, allein 2016 kamen 452 dazu.

Das Genehmigungsverfahren ist aufwendig, und die Kosten für die Cannabisprodukte – oft monatlich vierstellige Beträge – müssen die Patienten meist trotzdem selbst tragen. Das soll sich nun ändern. „Cannabis ist ein wertvoller Baustein im Rahmen einer bestmöglichen Versorgung schwerkranker Menschen“, sagt Marlene Mortler (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Es sei wichtig, dass Menschen die Substanzen erhalten, die ihr Wohlbefinden fördern, qualitätsgesichert und mit Erstattung durch die Krankenkasse. Für die Qualitätssicherung soll nach den Plänen der Koalition in Zukunft eine staatliche Cannabisagentur zuständig sein. Bis es soweit ist, wird Medizinalhanf weiter importiert.