Lissabon.

In Lissabon hatten viele ältere Bürger am Sonntag Tränen in den Augen, die Fado-Musik klang in den Kneipen der portugiesischen Hauptstadt noch melancholischer als sonst. Mit dem Tod des legendären Sozialisten Mario Soares verlor das Land einen der wichtigsten und beliebtesten Politiker der Nachkriegszeit. „Danke, Soares“, titelte die liberale Zeitung „Público“ zum Abschied auf Seite eins.

In den schwierigen Jahren nach der „Nelkenrevolution“ von 1974 ging der Mann mit dem volksnahen Auftreten als „Vater der Demokratie“ in die Geschichte seines Landes ein. Der gelernte Jurist, der am Sonnabend im Alter von 92 Jahren starb, war zweimal Ministerpräsident und von 1986 bis 1996 in zwei Amtsperioden auch Staatsoberhaupt.

Während seiner Präsidentschaft bekam Soares ironisch-liebevoll den Beinamen „O Rei“ (König) verpasst. Seinen Kampf gegen die Diktatur von António Salazar nahm Soares schon 1942 als 18 Jahre alter Student auf. Als Anwalt verteidigte er später Regimegegner vor Gericht. Viele Male wurde er selbst ins Gefängnis geworfen. 1970 ging er ins Exil nach Paris. Als 1974 die älteste Diktatur Westeuropas von einem nahezu unblutigen Militärputsch („Nelkenrevolution“) hinweggefegt wurde, kam er zurück nach Lissabon.