Berlin. Der in Berlin festgenommene mutmaßliche IS-Terrorist hatte Kontakte nach Syrien. Von dort hatte er die Erlaubnis für einen Anschlag.

Der in Berlin festgenommene Terrorverdächtige hatte nach Erkenntnissen der Ermittler Kontakt zu einem für Anschläge im Ausland zuständigen Mitglied der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien. „Von dort soll er die Erlaubnis erhalten haben, zeitnah einen Anschlag auf Menschen in Deutschland zu planen“, teilte die Bundesanwaltschaft am Donnerstagabend mit.

Beamte des Landeskriminalamts (LKA) hatten den 27-jährigen Tunesier am Mittwochabend festgenommen. Ashraf al-T. war dem Berliner Landesamt für Flüchtlinge bis zu seiner Festnahme unter diesem Namen nicht bekannt. Wie die „Berliner Morgenpost“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, hatte sich der 27-Jährige im Oktober 2015 unter einem falschen Namen als Asylbewerber registrieren lassen.

Flüchtlingshelfer wieder auf freiem Fuß

Der Festgenommene habe anschließend in einer Flüchtlingsunterkunft auf dem stillgelegten Berliner Flughafen Tempelhof gelebt. Offenbar hat er dort auch den Berliner kennengelernt, in dessen Wohnung er bei seiner Festnahme wohnte. Der Hauptmieter der Wohnung im Berliner Stadtteil Schöneberg wurde ebenfalls festgenommen. Wie die Polizei der „Berliner Morgenpost“ mitteilte, wurde der Mann am Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt.

Aus dem Umfeld der Sicherheitsbehörden war zu erfahren, dass die Festnahme des Terrorverdächtigen einen äußerst ernstzunehmenden Hintergrund hatte. Bei den Sicherheitsbehörden heißt es, dass er mehrere Alias-Namen führte. Seine wahre Identität festzustellen, sei daher äußerst schwierig. Die Festnahme stehe aber nicht im Zusammenhang mit der vor wenigen Wochen erfolgten Festnahme des Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr in Leipzig.

Festnahme nach längerer Observation

Am Mittwoch gegen 20.30 Uhr hatten Polizeibeamte den Verdächtigen nach längerer Observation in einer Wohnung in der ersten Etage in einem Hinterhaus an der Kolonnenstraße im Berliner Stadtteil Schöneberg festgenommen. Die Einsatzkräfte sicherten in der Wohnung bis gegen 1.30 Uhr Beweismaterial. Wie aus Sicherheitskreisen bekannt wurde, sei allerdings kein Sprengstoff gefunden worden.

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„Der Mann wurde schon länger vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag am Rande eines Kongresses zur Arbeit der Geheimdienste in Berlin. „Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, diesen Verdächtigen festnehmen zu lassen.“ Die Behörden würden alles tun, „damit es in Deutschland nicht zu einem Anschlag kommt“. Aus Sicherheitskreisen war zu erfahren, dass es sich offenbar um einen Einzeltäter handle. Der Zugriff am Mittwochabend sei nötig gewesen, da Gefahr im Verzug gewesen sei. Der ursprüngliche Hinweis sei von einem befreundeten Geheimdienst gekommen.

Vermieterin geschockt

Neben dem Hauptverdächtigen wurde auch der deutsche Hauptmieter der Wohnung vorläufig festgenommen. Das sagte die Eigentümerin des Hauses der „Berliner Morgenpost“ am Donnerstagvormittag. Er sei ein ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, der sich besonders in der Flüchtlingsunterkunft auf dem Tempelhofer Feld engagiert habe. Der Mann habe immer wieder Flüchtlinge kurzzeitig bei sich aufgenommen.

Die Vermieterin sei von der Festnahme immer noch völlig schockiert. „Da sieht man, wie schnell es einen treffen kann“, sagte sie. „Der hat sich mit Sicherheit nichts zuschulden kommen lassen.“ Die Polizisten hätten sich am Mittwochabend ganz leise im Innenhof des Wohnhauses und auf der Straße aufgebaut, mindestens 20 Polizeibusse habe sie gesehen. Eine Anwohnerin, die in der Nachbarschaft einen Friseurladen betreibt, sagte, dass bereits am Nachmittag Polizei vor Ort präsent war. „Auffälliges habe ich in den letzten Wochen oder Monaten aber nicht bemerkt.“ (mit dpa)

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.