Berlin.

In einer vertrauten Umgebung und im Kreis der Familie, so stellt sich die Mehrheit der Deutschen ihr Sterben vor. 60 Prozent derer, die für den aktuellen Pflegereport der DAK-Gesundheit nach ihren Wünschen für das eigene Sterben befragt wurden, sagten, der angenehmste Ort dafür sei zu Hause. Die Realität sieht allerdings oft anders aus: Nach dem Report, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde, sterben drei Viertel der Deutschen nicht in den eigenen vier Wänden, sondern in Krankenhäusern und Pflegeheimen.

„Die Wünsche der Menschen und die ökonomische Realität stehen nicht in Konflikt“, so Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK. Gemeint ist: Sterben zu Hause ist deutlich billiger. Krankenhausaufenthalte machen 83 Prozent der Kosten aus in den letzten Lebensmonaten, im Schnitt liegen sie bei 9000 Euro. Pflege zu Hause kostet dagegen nur 1900 Euro. Dass Wunsch und Wirklichkeit trotzdem so weit auseinanderklaffen, hat vor allem mit fehlenden Strukturen für die Pflege zu Hause zu tun. „Eine Begleitung des Sterbeprozesses zu Hause durch Angehörige geht nur, wenn Hausärzte und ambulante Pflegedienste als Back-up bereitstehen“, sagte Thomas Klie, Autor der Studie. Wenn das nicht der Fall ist, fühlen sich pflegende Angehörige oft überfordert. Die Konsequenz sind Krankenhausaufenthalte, die vermeidbar wären.

Dabei wäre die Bereitschaft, pflegebedürftige Angehörige zu versorgen, durchaus da. Rund ein Drittel der Menschen traut sich laut Pflegereport das Kümmern bis zum Ende zu. Unter denen, die bereits jetzt einen nahestehenden Menschen pflegen, sind es sogar 64 Prozent. Jenen, die sich kümmern, soll es, wenn es nach Klie geht, einfacher gemacht werden: Bessere Beratung und flexible Unterstützung für pflegende Angehörige gehören zu seinen Vorschlägen, um die Versorgung Sterbender zu Hause zu verbessern. „Das ist oft unsichtbare Arbeit“, so der Forscher, „da kann es zu Konflikten zwischen Pflege und Produktivitätsdruck kommen.“ Arbeitgeber hätten zum Teil wenig Verständnis für die Situation.

Auch Maßnahmen zum Auf- und Ausbau der ambulanten Palliativmedizin stehen auf der Wunschliste – jener Behandlungen also, die darauf abzielen, Schmerz und Symptome unheilbar Kranker zu lindern. So sollen nach Klie ambulante Pflegedienste mehr für palliative Versorgung ausgebildet werden.

Auch das 2015 verabschiedete Hospiz- und Palliativgesetz baut auf den Ausbau ambulanter Strukturen, vor allem auf dem Land. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte diesen Fokus jedoch am Mittwoch und verwies auf die aktuelle Lage: Jährlich würden mehr als 200.000 Menschen mit palliativem Bedarf in Pflegeheimen sterben, so Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung. Darauf habe das Gesetz keine Antwort.