Berlin. Nach dem klaren Signal aus Nordrhein-Westfalen gibt es Widerspruch aus Niedersachsen

In der SPD nimmt die Debatte über die erwartete Kanzlerkandidatur von Parteichef Sigmar Gabriel Fahrt auf. Nachdem die Spitze der einflussreichen NRW-SPD das klare Signal gegeben hat, dass sie Gabriels Kandidatur unterstützt und begrüßt, melden einzelne SPD-Bundestagsabgeordnete Widerspruch an.

Die Debatte hatte der SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag, Norbert Römer, angestoßen. Unter der Überschrift „Plädoyer für Sigmar Gabriel“ schrieb der Vertraute von Ministerpräsident Hannelore Kraft (SPD) in einem Blog: „Ich halte Sigmar Gabriel ohne Abstriche für geeignet, der nächste Kanzler zu werden.“ Gabriel spreche die Sprache der Menschen, ducke sich nicht weg und habe bewiesen, dass er die für die SPD „wichtige soziale Gerechtigkeit sehr gut mit der wirtschaftlichen Vernunft verbinden kann“.

Das klare Signal aus dem stärksten SPD-Landesverband irritiert allerdings Kritiker. In einer Sitzung der SPD-Landesgruppe Niedersachsen wurden am Donnerstag auch Bedenken geäußert. Mehrere Abgeordnete, darunter Landesgruppenchef Lars Klingbeil, hätten vor den Risiken einer Gabriel-Kandidatur und vor Vorbehalten an der Basis und in der Bevölkerung gewarnt, hieß es von Teilnehmern; solche Vorbehalte waren vor einigen Monaten auch bei einem Landesparteitag der niedersächsischen SPD zu spüren gewesen, bei dem Gabriel ein kühler Empfang bereitet wurde. Teilnehmer der Fraktionssitzung sprachen dennoch von einer Momentaufnahme, die nicht überzubewerten sei. Der Landesgruppe Niedersachsen gehörten wichtige Unterstützer Gabriels an – darunter SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann oder der Gabriel-Vertraute und Fraktionsvize Hubertus Heil.

Auch Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Stephan Weil steht hinter Gabriel. Der Rückhalt aus dem größten Landesverband NRW stärkt den Vorsitzenden ohnehin: Gabriel stimmt sich seit längerer Zeit eng mit führenden SPD-Politikern aus Nordrhein-Westfalen ab – auch mit Blick auf die strategisch wichtige NRW-Landtagswahl im Mai 2017, die nur wenige Monate vor der Bundestagswahl im September 2017 liegt. „Gabriel hat jede Unterstützung von uns, und er wird uns im Landtagswahlkampf unterstützen“, heißt es in der Spitze der NRW-SPD.

Spitzenleute der SPD gehen davon aus, dass Gabriel seine Kandidatur Ende des Jahres oder Anfang 2017 bekannt geben wird.