Washington.

Nur weil zwei (scheinbar) das Gleiche sagen, ist es noch lange nicht dasselbe. Seit der parteiunabhängige Präsidentschaftskandidat Gary Johnson nach seiner Präferenz bei auswärtigen Staatslenkern gefragt wurde und einmal mehr Blackout-bedingt nicht antworten konnte, hat in Amerika die Wer-ist-Ihr-bevorzugter-Regierungschef-Frage Hochkonjunktur.

Hillary Clinton, in Umfragen leicht favorisierte Kandidatin der Demokraten, bekannte sich jetzt in ihrem Wahlkampf-Flugzeug nach kurzem Nachdenken zu Angela Merkel. Dass sich die Bundeskanzlerin in „schwierigen Zeiten“ (Euro, Ukraine und so weiter) als eine „außergewöhnliche“ und „starke Führungsperson“ erweist, habe sie genau so beeindruckt wie der „Mut“ Merkels in der Flüchtlingskrise. „Ich hoffe“, schloss Clinton mit Blick auf den Wahltag am 8. November, „dass ich die Gelegenheit erhalte, mit ihr zusammenzuarbeiten.“

Vom Willen zur Kooperation war nicht die Rede, als der Republikaner Donald Trump von einem TV-Sender in Neuengland ebenfalls nach seiner politischen Nr. 1 in der Welt gefragt wurde. Der Bau-Unternehmer sagte wie schon vor einem Jahr gegenüber dem „Time“-Magazin, Merkel sei „wirklich eine große Führungspersönlichkeit“. Allerdings sei er „wegen der Geschichte mit der Einwanderung“ von ihr „sehr enttäuscht“. Trump bezeichnete Merkels Art, die Flüchtlingskrise zu bewältigen, ohne ins Detail zu gehen als „tragisch“. Das klang noch moderat im Vergleich zur harschen Kritik, die der 70-Jährige erst vor wenigen Wochen gegen Merkel mehrfach vorgebracht hatte. Sie treibe mit ihre Politik der offenen Tür Europa „in den Ruin“, hatte Trump bei Wahlkampfauftritten gepoltert. Ihre Flüchtlingspolitik sei „wahnsinnig“.