Berlin.

Lange haben die niedergelassenen Ärzte daran gearbeitet, dass es in Deutschland eine einheitliche Notfallnummer gibt. Wer am Wochenende Bauchschmerzen hat oder nachts Fieber bekommt, der sollte sich nur eine einzige Telefonnummer merken müssen, um ärztliche Hilfe zu bekommen. Vor vier Jahren ging dann tatsächlich die Ziffernkombination 116 117 an den Start. Sie soll bewusst an die 112 erinnern, die nur für lebensbedrohliche Fälle gedacht ist.

Der Erfolg der neuen Nummer ist bescheiden. Nur etwa die Hälfte der Kassenpatienten kennt den ärztlichen Bereitschaftsdienst, der über die 116 117 zu erreichen ist. Und von denen kennt nur ein kleiner Teil die exakte Nummer. Das ist ein Ergebnis der Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die an diesem Dienstag vorgestellt wird. Die KBV ist die oberste Organisation der Ärzte, die Kassenpatienten behandeln. „Viele nutzen daher die Notfallambulanz auch dann, wenn kein echter Notfall vorliegt“, sagt KBV-Chef Andreas Gassen. „Hier müssen wir noch besser aufklären.“ Tatsächlich ist bei der Befragung der Versicherten deutlich geworden, dass viele aus Unkenntnis in die Krankenhaus-Notaufnahme gehen. Andere wissen, dass eine Klinik der falsche Ort ist, gehen aber hin, weil es bequemer ist, als auf einen Termin bei einem Spezialisten zu warten.

Diese „Fehlnutzung“ von Ambulanzen im Krankenhaus ist ein ernstes Problem. Die Kliniken klagen seit Jahren darüber, dass viele Patienten nachts und am Wochenende in die Notfallambulanzen kommen, auch wenn sie keine schweren Erkrankungen haben. Etwa ein Fünftel der Patienten sind dort an der falschen Adresse. Die Wartzimmer der Ambulanzen sind deshalb voll, die Ärzte gestresst. Aber sie dürfen niemanden wegschicken, auch die Patienten nicht, die nur einen Schnupfen haben.

„Leichte Fälle bedürfen nicht der von den Krankenhäusern bereitgestellten Hochleistungsmedizin“, sagt Georg Baum, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Das Problem müsse „dringend“ gelöst werden, „die Notfallambulanzen sind stark belastet“. Baum zufolge machen die Krankenhäuser mit den Fällen, die auch bei normalen Ärzten gut aufgehoben wären, etwa eine Milliarde Euro Verlust. Das liege daran, dass die Kliniken pro Notfall rund 100 Euro Kosten hätten, aber nur 40 Euro erstattet bekämen.