Quito.

Aufständische Bergleute haben den bolivianischen Vize-Innenminister ermordet. Innenminister Carlos Romero sagte am Donnerstagabend, dass alles darauf hindeute, dass Rodolfo Illanes von Aufständischen „feige und brutal“ ermordet worden sei. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurde er zu Tode geprügelt. Der 56-jährige Vizeminister wollte am Donnerstag in Panduro, 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt La Paz, in dem Streit zwischen der Regierung und den Arbeitern vermitteln. Dabei ist er von den Demonstranten der Genossenschaften abgefangen und als Geisel festgehalten worden.

Gegenüber lokalen Medien sagte Illanes am Vormittag noch selber, dass es ihm gut gehe. Ein Radiosender berichtete später unter Berufung auf Augenzeugen, dass Arbeiter Illanes zu Tode geprügelt haben. „Wir konnten aus der Nähe sehen, dass Vize-Innenminister Illanes tot ist“, sagte Moises Flores, der Chef eines Bergwerk-Senders. Die Leiche des Vizeministers ist in der Nacht zu Freitag auf einer Straße gefunden worden. Illanes soll laut Staatsanwaltschaft gegeißelt worden sein und einen Hirnschlag erlitten haben, berichtet die Tageszeitung „La Razón“.

Als die Polizei am Donnerstagnachmittag die Straßenblockade der Demonstranten räumen wollte, kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Kumpeln und Polizisten. Dabei soll auch ein Kumpel erschossen worden sein. Bereits am Mittwoch waren zwei Bergarbeiter getötet und 17 Polizisten verletzt worden. Die Regierung warf den Genossenschaftlern vor, sie seien bewaffnet gewesen.

Die in selbst organisierten Genossenschaften zusammengeschlossenen Bergarbeiter blockieren seit Anfang August mehrere Landstraßen. Sie protestieren damit gegen ein neues Gesetz, das vorsieht, dass Kumpel sich Gewerkschaften anschließen dürfen. Der Verband der Bergleute-Genossenschaften (Fencomin) sieht Gewerkschaften als Bedrohung ihrer Existenz und ist gegen deren Einfluss. Fencomin vertritt rund 10.000 Bergarbeiter von 900 Genossenschaften. Außerdem fordern die Demonstranten, dass sie auch für Privatfirmen arbeiten dürfen.

Die Genossenschaften haben in Bolivien eine lange Tradition. Seit Jahren streitet Präsident Evo Morales mit einem Teil der Genossenschaften, die das von der Regierung per Konzession vergebene Land privatwirtschaftlich weiterverpachten.