Berlin.

Was darf ich? Wie verhalte ich mich? Muss ich mich anfassen lassen? Kann ich zur Schule? Darf ich Nein sagen? Wenn Flüchtlingskinder in Deutschland ankommen, haben sie viele Fragen. Fast alle Mädchen und Jungen stammen aus fremden Kulturen mit anderen Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Ihre Rechte hierzulande sind nicht nur den Minderjährigen unbekannt und fremd, sondern oft auch ihren Eltern oder Begleitern.

Ein kleines Kinderbuch soll nun für Aufklärung sorgen. Unter dem Titel „Ankommen – so geht Deutschland“ werden auf 21 Seiten die Rechte von Kindern in leicht verständlicher Sprache und mit vielen Zeichnungen erläutert – und zwar auf Deutsch und Arabisch. „Das Buch soll den Kindern vermitteln, dass sie Rechte haben und dass diese Rechte in unserem Land einen hohen Stellenwert haben“, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) bei der Präsentation in Berlin. Ziel sei es, die ankommenden Kinder zu stärken und ihnen beizubringen, Nein zu sagen. Die Kinder sollten ihrem Gefühl vertrauen und ein Gespür für übergriffiges Verhalten von Erwachsenen bekommen. Ein Kind müsse wissen, so Pistorius: „Niemand darf dir wehtun!“

Das Buch wurde von dem Kinderschutzbündnis WhiteIT mit Unterstützung der Polizei Niedersachsen, dem Deutschen Roten Kreuz und der Deutschen Kinderhilfe herausgegeben. Es richtet sich an Kinder im Kita- und Grundschulalter und ist kostenlos. Schirmherrin ist Doris Schröder-Köpf, niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Ehefrau von Altkanzler Gerhard Schröder: „Gerade als Mutter von drei Kindern ist es mit besonders wichtig, dass Kinder genug Selbstbewusstsein für ihr Leben erlangen. Sie haben das Recht auf Schutz vor Gewalt und Missbrauch“, sagte sie. Aktuell leben in Deutschland rund 200.000 Kinder in Flüchtlingsheimen. Viele von ihnen sind verunsichert und traumatisiert, haben auf ihrer Flucht Furchtbares erlebt. Auch in den Flüchtlingseinrichtungen kommt es immer wieder zu Übergriffen, berichtet Rainer Becker, Vorstandschef der Deutschen Kinderhilfe. Tipps, wie sich Kinder vor Kriminellen schützen können, seien deshalb als Prävention sehr wichtig.

So gibt das Buch konkrete Ratschläge, die viele aus ihrer Kindheit kennen. Nimm keine Geschenke von Fremden an, steig nie in ihre Autos. Sage immer „Nein! Stopp! Das will ich nicht!“, wenn dir etwas nicht gefällt. Auch Grundrechte werden dargelegt: „Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Es ist egal, ob Du ein Mädchen oder Junge bist.“ Egal, ob reich oder arm, dunkle oder helle Haare oder aus welchem Land man kommt. „Jedes Kind ist gleich viel wert. Jedes Kind ist wertvoll.“