Berlin.

Mohammad D. ist kaum zu erkennen. Sein Gesicht ist umhüllt von einem Tuch, nur ein Schlitz für seine Augen bleibt frei. Hinter ihm Gardinen, das Licht blendet. Aber die Botschaft ist klar: Als „Vergeltung für die von der Koalition und Deutschland getöteten Männer, Frauen und Kinder“ verkündet er sein „Vorhaben, eine Märtyreroperation in Ansbach, in Bayern, durchzuführen.“ So sagt es D. in seine Handykamera. Das Video finden Polizisten, als sie das Zimmer des 27-jährigen Syrers durchsuchen – kurz nachdem der Mann sich selbst in die Luft gesprengt hatte – im Namen der Terrororganisation „Islamischer Staat“.

Am Tag nach der Tat taucht das Bekennervideo auch in den sozialen Netzwerken auf. Das Video trägt ein kleines Logo. Es ist das Symbol von „Amak News“, ein mediales Sprachrohr des IS. Wieder einmal verbreitet Amak „Eilmeldungen“ über einen Anschlag – und ordnet das Verbrechen dem IS zu. So war es bei dem Axtangriff in Würzburg, so war in Nizza – und Ansbach. Am Tag nach der Tat heißt es: „Insider-Quelle bestätigt gegenüber Amak Agentur“, dass der „Durchführer der Märtyreroperation“ ein „Soldat“ IS gewesen sei.

Westliche Sprache, eingebettet in islamistische Radikalität

Amak kopiert die Sprache von professionellen Nachrichtenagenturen in Demokratien, nennt Meldungen „exklusiv“, beruft sich auf „Quellen“ – und will so Unabhängigkeit suggerieren. Es passt in das Selbstbild, das der IS in seiner Propaganda verbreitet: Er sieht sich als Staat – und ist es in seiner Organisationsform in Teilen auch. Er kopiert westliche Sprache und bettet sie in islamistische Radikalität: Gerichte, Regierungsapparat, Medien. „Unabhängigkeit“ von Institutionen im Rahmen des Scharia-Staates soll suggeriert werden. Am Ende funktioniert Amak jedoch eher wie eine Nachrichtenredaktion in Diktaturen: sie verbreitet das, was von der IS-Führung gewollt ist.

So etwa das Bekennervideo von Mohammad D. – das andere IS-Sympathisanten zu Anschlägen „im Namen Allahs“ ermutigen soll. D. war laut Akte der Asylbehörde 2013 aus Syrien geflohen. Er hätte dort nach eigenen Angaben Kinder und Frau im Krieg verloren. Das soll er beim Antrag auf Asyl in Deutschland ausgesagt haben. D. soll von Regierungstruppen des Diktators Assad, aber auch von der Terrorgruppe al-Qaida festgenommen worden sein. D. behauptet, dass seine Eltern im Gefängnis sitzen würden. Der Syrer war über Bulgarien nach Deutschland geflohen. In den Balkanstaat sollte D. abgeschoben werden. Dieser hatte laut Asylakte ausgesagt, er sei in Bulgarien nicht medizinisch behandelt worden. Daher klagte er gegen die Abschiebung. Prüfen lassen sich die Angaben kaum. Zweimal hatte D. bereits vor dem Anschlag in Bayern versucht, sich in der Asylunterkunft umzubringen.