Berlin.

Die Bundesregierung hält es angesichts des Vorgehens der türkischen Regierung nach dem gescheiterten Putschversuch für undenkbar, in den EU-Beitrittsverhandlungen mit Ankara neue Kapitel zu eröffnen. Regierungssprecher Steffen Seibert wollte sich aber am Freitag nicht zur Frage eines möglichen Abbruchs der Verhandlungen äußern. „Das ist ja auch keine deutsche Entscheidung“, sagte er.

Die türkische Regierung hat nach dem gescheiterten Putschversuch vor einer Woche Tausende Richter, Lehrer, Wissenschaftler und Soldaten entlassen oder festnehmen lassen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will nun auch die Armee umbauen. „In einer sehr kurzen Zeit wird eine neue Struktur entstehen“, kündigte das Staatsoberhaupt an und warnte vor einem möglichen neuen Putsch.

Mit der Reform der Armee werde dieser auch „frisches Blut“ zugeführt, sagte Erdogan. „Wir werden sehr aktiv weitermachen, wir haben Pläne.“ Die Armeereform liegt in den Händen des Höchsten Militärrats, dem der Ministerpräsident vorsitzt. Die Armee hat seit den Zeiten des Staatsgründers Atatürk eine herausragende Rolle gespielt. Sie verstand sich als Garant für die Trennung von Staat und Religion und geriet damit bereits früher in Konflikt mit dem konservativ-islamischen Erdogan. Dem Prediger Gülen, mit dem Erdogan bis 2013 freundschaftlich verbunden war, warf er erneut vor, hinter dem Putsch zu stehen. Das Netzwerk seiner Anhänger werde wie andere terroristische Organisationen behandelt.