Berlin.

    Die US-Regierung setzt Europa bei den Verhandlungen über das transatlantische Handelsabkommen TTIP deutlich stärker unter Druck als bisher bekannt. Das geht aus Unterlagen hervor, die „Süddeutscher Zeitung“ (SZ), WDR und NDR vorliegen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace stellte das Material zur Verfügung. Es soll an diesem Montag veröffentlicht werden.

    Greenpeace kritisierte am Sonntagabend, Europa erhalte deutlich schwächere Umweltstandards. Das geltende Vorsorgeprinzip, das Produkte nur erlaubt, wenn sie nachweislich unschädlich sind, drohe durch das Risikoprinzip der USA ersetzt zu werden. Dieses erlaube etwa den Anbau umstrittener genmanipulierter Pflanzen so lange, bis deren Schädlichkeit nachgewiesen sei. „Was bislang aus diesen Geheimverhandlungen an die Öffentlichkeit drang, klang wie ein Albtraum. Jetzt wissen wir, daraus könnte sehr bald Realität werden“, sagte Greenpeace-Handelsexperte Jürgen Knirsch.

    Der „SZ“ zufolge droht Washington damit, Exporterleichterungen für die europäische Autoindustrie zu blockieren, um zu erreichen, dass die EU mehr US-Agrarprodukte abnimmt. Zudem verweigerten sich die USA dem europäischen Wunsch, die umstrittenen privaten Schiedsgerichte durch ein öffentliches Modell zu ersetzen.