Berlin. Beim Bundesparteitag in Berlin nehmen die Liberalen Kurs auf die Wahl 2017

Zwei erfolgreiche Landtagswahlen, zwei bewegende Todesfälle: In den vergangenen Wochen haben so viele Menschen auf die FDP geschaut wie lange nicht mehr. Der Abschied von Guido Westerwelle und Hans-Dietrich Genscher – davon ließen sich auch Menschen berühren, die noch nie FDP gewählt haben. In den Umfragen liegen die Liberalen inzwischen stabil bei sieben Prozent – doch sie sind nicht nur zurück auf der politischen Bühne, sie regieren auch wieder. Kurz vor dem Bundesparteitag an diesem Wochenende in Berlin gab es in Rheinland-Pfalz grünes Licht für die Ampelkoalition. „Die Trendwende ist erreicht.“ Parteichef Christian Lindner hat sein erstes Etappenziel geschafft.

Leicht war es nicht. „Bist du eigentlich bekloppt, für diesen Laden zu arbeiten?“ Zwei Jahre lang hat sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann solche Fragen angehört, nach der Wahl von 2013, als die FDP aus dem Bundestag geflogen war. „Wir waren die Schmuddelkinder der Republik.“ Jetzt ist alles anders: „Ihr Liberalen fehlt“, hört die 58-jährige FDP-Vizechefin heute von denselben Leuten, die gerade noch Häme und Spott über die Partei ausgegossen haben.

Kämpferisch, humorvoll, ohne Scheu, auch mal billige Siege einzufahren – so stimmt Lindner seine Partei in Berlin auf die kommenden Monate, die letzte Wegstrecke bis zur Bundestagswahl, ein. Es ist Balsam für die liberale Seele: „Wir lassen uns niemals wieder zu einer reinen Funktionspartei machen, weil wir eine Überzeugungspartei sind“, ruft der 37-Jährige seinen Parteifreunden zu. Die Union dagegen? Frage sich nur noch angstvoll, mit welcher Politik sie die AfD klein halten könne. „So macht man die doch erst zu einem politischen Faktor.“ Und die SPD? Im Prozess der „Selbstverzwergung“. Die Koalition laufe nur noch den Problemen hinterher. „Wir haben keine Regierung mehr, sondern nur noch eine Reagierung.“ Mit Blick auf die neue Debatte um die Rente warnt Lindner: Es dürfe sich nicht wiederholen, „dass Stimmen gekauft werden aus der Rentenkasse“. Die FDP fordert stattdessen bessere private Vorsorgemöglichkeiten.

Zerrissen ist die FDP bei der Frage, ob die digitale Speicherung von Patientendaten Fluch oder Segen ist: So netzfreundlich sich die Liberalen sonst geben, so skeptisch sind viele beim sensiblen Bereich der Gesundheit. Mit breiter Mehrheit stimmen die Delegierten schließlich gegen den Vorschlag des Vorstands, Patientendaten zentral zu vernetzen. Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger führt die Skeptiker an: „Wir wollen nicht, dass flächendeckend alle Daten der Patienten gespeichert werden.“