Berlin. Ob Sporttrainer, Nachhilfelehrer oder Betreuer: Schon 43,6 Prozent aller Deutschen über 14 helfen freiwillig, die meisten bis zu zwei Stunden pro Woche

Ihre Einsätze sind vielfältig und finden in fast allen Lebensbereichen statt. Sie trainieren die Fußball-Jugend, geben Schülern Nachhilfe, lesen Kindern Geschichten vor, sind Elternsprecher, gehen mit Senioren oder Blinden spazieren, treffen Häftlinge, füttern Haustiere von Pflegebedürftigen oder verteilen Kleider in Flüchtlingsheimen. Und dies alles in ihrer Freizeit und unentgeltlich.

Rund 31 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich – und damit 43,6 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren. „Das sind zehn Prozent mehr Personen als noch vor 15 Jahren“, nennt Staatssekretär Ralf Kleindiek das Ergebnis des aktuellen Freiwilligensurveys im Auftrag des Bundesfamilienministeriums, für das 28.690 Bürger im Jahr 2014 nach ihrem freiwilligen Engagement für die Gesellschaft befragt wurden. Die Daten für die Studie werden seit 1999 alle fünf Jahre durch das Infas-Institut erhoben.

Der Anteil der Ehrenamtlichen ist unter den 14- bis 64-Jährigen am größten

Mit ihrem Einsatz liege Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld, sagt Kleindiek und wertet das Engagement als ausgesprochen erfreulich. „Diese Bereitschaft, zu helfen, miteinander zu sprechen, sich zu informieren oder Initiativen ins Leben zu rufen, ist großartig.“ Etwa ein Drittel sei bereits seit zehn Jahren ehrenamtlich engagiert. Und auch unter den Noch-nicht-Aktiven ist die Bereitschaft groß, Einsatz zu zeigen. Mehr als jeder Zweite will sich künftig freiwillig engagieren.

Grundsätzlich üben junge und alte Menschen aller Berufs- und Bevölkerungsgruppen Ehrenämter aus. Die meisten freiwilligen Tätigkeiten werden im Sport erbracht. Jeder Sechste wirkt in einem Verein, zum Beispiel als Trainer, Platzwart oder Betreuer. Fast jeder Zehnte engagiert sich in der Schule oder im Kindergarten, ebenso viele in der Kultur. 8,5 Prozent der Bürger wirken in sozialen Bereichen und 7,6 Prozent in der Kirche. Viele sind aber auch im Umwelt- und Tierschutz, bei Rettungsdiensten oder der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.

Allerdings ist das Engagement verschieden stark ausgeprägt. Es nimmt mit steigendem Alter tendenziell ab und steigt mit höherer Bildung. In wirtschaftlich schwächeren Regionen mit höherer Arbeitslosigkeit sinkt es. Zudem sind mit 45,7 Prozent mehr Männer als Frauen aktiv, von denen nur 41,5 Prozent ehrenamtlich wirken. Auch zwischen Ost und West klafft eine Lücke. Sind in den alten Bundesländern 44,8 Prozent freiwillig tätig, sind es in Ostdeutschland nur 38,5 Prozent.

Die meisten freiwilligen Aufgaben übernehmen Bürger zwischen 14 und 49 Jahren. Rund 47 Prozent dieser Altersgruppe üben in ihrer Freizeit eine Funktion aus. Unter den Senioren über 65 Jahren sind es nur 34 Prozent.

Für den sinkenden Einsatz im Rentenalter macht der Forschungsleiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA), Clemens Tesch-Römer, zwei mögliche Ursachen aus. Viele ältere Menschen seien vor allem als Großeltern stark eingebunden. Da ihre Aufgaben der Familie dienen, fallen diese Tätigkeiten wie auch die Pflege von Angehörigen laut Definition der Studie nicht unter freiwilliges Engagement. Zudem hängt das Ausüben von Ehrenämtern auch von einer guten gesundheitlichen Konstitution ab, die naturgemäß im Alter eher abnimmt.

Obwohl die Zahl der Ehrenamtlichen zunimmt, geht die aufgewendete Zeit dafür zurück. Die Mehrheit der Befragten – rund 58 Prozent – arbeitet bis zu zwei Stunden pro Woche für das Ehrenamt. Nur knapp ein Fünftel ist mehr als sechs Stunden wöchentlich freiwillig im Dienst einer guten Tat unterwegs. Ein Viertel ist drei bis fünf Stunden freiwillig im Einsatz. Vor 15 Jahren war die Hälfte der Freiwilligen noch bis zu zwei Stunden aktiv und die übrigen deutlich länger. Mehr als ein Viertel übernimmt bei seinen Einsätzen Leitungs- und Vorstandsfunktionen.

Wofür auch immer sich Ehrenamtliche engagieren – sie tun es nicht nur für eine gute Sache, sondern vor allem aus Freude. Rund 60 Prozent wollen vor allem mit anderen Menschen und Generationen zusammenkommen und die Gesellschaft gestalten. Gut 80 Prozent der Befragten engagieren sich, weil sie einfach Spaß daran haben.