Paris. Die Bundesregierung wird sich mit drei Milliarden Euro beteiligen, da der Kontinent einen “riesigen Energiehunger“ habe.

Deutschland und Frankreich wollen den Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika bis 2020 mit fünf Milliarden Euro fördern. Der Kontinent habe einen „riesigen Energiehunger“, erklärte Ingrid Hoven, Abteilungsleiterin im Bundesentwicklungsministerium, am Dienstag beim Weltklimagipfel in Paris. Mit dem Geld solle verhindert werden, „dass Afrika in Kohle investiert“. Die Bundesregierung wird sich demnach mit drei Milliarden Euro beteiligen. Frankreichs Präsident François Hollande kündigte an, sein Land wolle erneuerbare Energien in Afrika mit zwei Milliarden Euro zwischen 2016 und 2020 fördern.

Bei einem Treffen mit afrikanischen Staatschef betonte Hollande, dass der Ausbau der Stromversorgung auf dem Kontinent eine Priorität französischer Politik sei. Er unterstrich, dass Afrika im besonderen Maße die Folgen des Klimawandels spüre, obwohl dieser Erdteil dafür keine Verantwortung trage. Die Welt habe daher eine „ökologische Schuld“ abzutragen.

Laut der deutschen Ministerialbeamtin Hoven hat Afrika in den vergangenen zehn Jahren seinen Energieverbrauch um 45 Prozent gesteigert. Weiterhin hätten aber 620 Millionen Menschen auf dem Kontinent keine Zugang zu Strom. Mit den deutschen Mitteln sei es möglich, zwei Gigawatt an erneuerbaren Energien für 25 Millionen Menschen bereitzustellen.

Das Geld soll in die Initiative „Renewable Energy for Africa“ fließen, die afrikanische Regierungen ins Leben gerufen haben. Neben Deutschland und Frankreich wollen weitere G-7-Staaten Zusagen in der kommenden Woche machen. Insgesamt werde vermutlich eine Summe von acht bis zehn Milliarden Euro für die kommenden Jahren zusammenkommen, sagte Hoven. Ihren Angaben zufolge wollen die afrikanischen Staaten bis 2020 ihre Strom-Leistung aus erneuerbaren Energien auf zehn Gigawatt und bis 2030 auf 300 Gigawatt ausbauen.

Die deutschen Mittel sind Teil der Klimahilfen für Entwicklungsländer, die die Bundesregierung bei internationalen Verhandlungen versprochen hat. Sie sollen bis 2020 auf vier Milliarden Euro jährlich anwachsen.

Die finanzielle Unterstützung für arme Länder beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Erderwärmung ist eines der zentralen Themen des Klimagipfels. Etliche Entwicklungsländer knüpfen ihre Klimaschutz-Pläne an die Bedingung, dass sie dafür Hilfen erhalten. Hoven erwartet, dass die Unterstützung der Afrika-Initiative einen „positiven Impuls“ für den Verlauf der Konferenz setzen wird.

Die ökologische Dringlichkeit, erneuerbare Energien zu fördern und aus der Kohle auszusteigen, veranschaulichte auf dem Gipfel eine Studie des Forscher-Netzwerkes „Climate Action Tracker“. Demnach sind verheerende Folgen zu erwarten, sollten alle derzeit geplanten Kohlekraftwerke tatsächlich gebaut werden. Im Jahr 2030 würden die Kraftwerke viermal mehr Kohlendioxid ausstoßen als für die Erreichung des Zwei-Grad-Zieles zulässig, hieß es. Zwei Grad gelten als kritische Marke: Steigen die Temperaturen im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter stärker an, gelten die Folgen für Mensch und Natur als unkalkulierbar.

Nach Angaben von „Climate Action Tracker“ sind derzeit 2.440 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1.428 Gigawatt in Planung. Es sei aber unwahrscheinlich, dass alle Vorhaben tatsächlich realisiert werden. „Wenn die erneuerbaren Energien so durchstarten, wie wir es derzeit erwarten, werden sich viele dieser geplanten Kohlekraftwerke als gescheiterte Investitionen erweisen oder nur unter schwierigen finanziellen Bedingungen betrieben werden können“, sagte der Umweltwissenschaftler Bill Hare.

Ziel des am Montag eröffneten zweiwöchigen Gipfels ist die Verabschiedung eines globalen Abkommens gegen die Erderwärmung. Zum Auftakt waren rund 150 Staats- und Regierungschefs in die französische Hauptstadt gekommen.