Bangui.

Den schwierigsten und gefährlichsten Teil seiner Afrikareise sparte sich Franziskus für den letzten, den sechsten Tag auf. Das Oberhaupt der katholischen Kirche begab sich am Montag in den „PK 5“ genannten muslimischen Teil der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui, der von christlichen Milizionären regelrecht belagert wird: Das letzte Getto der wenigen noch in der Stadt verbliebenen Muslime, die hier ein Leben in Angst führen. In PK 5 war es bis kurz vor der Ankunft des Papstes noch zu tödlichen Zwischenfällen zwischen christlichen und muslimischen Milizen gekommen – auch deshalb hatte die französische Schutztruppe dem Papst vom Besuch abgeraten. Wenn man ihn nicht landen ließe, werde er mit dem Fallschirm abspringen, sagte Franziskus.

Die Spannungen zwischen Christen und Muslimen waren das Generalthema der ersten Afrikareise des Papstes, seiner elften Auslandsreise als Pontifex. In der Zentralafrikanischen Republik waren diese Spannungen vor zweieinhalb Jahren eskaliert: Jeder weiß jedoch, dass dahinter nicht wirklich religiöse, sondern politische Gründe stehen. Politiker und Warlords pflegen die religiösen Differenzen auszunutzen, um ihre selbstsüchtigen Ziele zu erreichen. In vielen anderen Teilen Afrikas leben Angehörige verschiedener Religionen – auch Christen und Muslime – vollkommen friedlich nebeneinander. „Wir sind Brüder“, sagte Franziskus den verängstigten Gettobewohnern: Allein mit diesem Sätzchen trug er zur Entspannung in dem Bürgerkriegsstaat bei, wo Ende Dezember Wahlen stattfinden. Das christlich-muslimische Verhältnis stand auch während der ersten Etappe der päpstlichen Reise im Vordergrund. Nur dass in Kenia eindeutig die Muslime (in Gestalt der al-Schabab-Miliz) als Täter in Erscheinung treten, während Christen in der Regel Opfer des Terrors werden. Franziskus machte die Christen darauf aufmerksam, dass nicht jeder Muslim ein Terrorist und nicht jeder Terrorist ein Muslim ist: Ein von den extremistischen Islamisten angestrebter Religionskrieg soll um alles in der Welt vermieden werden. Die eigentliche Kraft, die den „Heiligen Kriegern“ ihr Kanonenfutter in die Arme treibt, ist für den Papst die Armut: Die Erfahrung zeige, dass sich der Terror von Angst, Misstrauen und der aus der Armut geborenen Verzweiflung nähre, sagte er.

Verantwortlich für diese Armut seien nicht nur die einstigen Kolonisatoren und heutigen Ausbeuter zu billiger Rohstoffe, sondern auch korrupte Eliten der Entwicklungsländer. Sich an „Macht und Reichtum klammernde Minderheiten“ würden „eine wachsende Mehrheit in dreckige und verwahrloste Außenbezirke“ verbannen, wütete Franziskus in den Slums von Nairobi: Stärkere Worte zum sozialen Unrecht hat noch kein Papst gefunden.