Berlin.

Peter Kulitz ist ein gemütlicher Schwabe, der nicht so leicht aus dem Häuschen gerät. Doch wenn der Ulmer Unternehmer über die Chancen des Irangeschäfts redet, kann er sich kaum bremsen. Im September war Kulitz mit rund 60 Managern aus Baden-Württemberg in Teheran. „Es herrschte Goldgräberstimmung“, sagt der Chef der Ulmer Firma ESTA, einem Lieferanten von Entstaubungsanlagen.

Die deutsche Wirtschaft hofft, dass die für den Iran lähmenden Wirtschaftssanktionen bald aufgehoben werden. Im Juli hatten die fünf UN-Vetomächte und Deutschland eine Atomvereinbarung mit Teheran erzielt: Damit soll verhindert werden, dass der Iran Nuklearwaffen baut. Die endgültige Umsetzung des Wiener Abkommens erfolgt jedoch erst nach dem für Ende 2015/Anfang 2016 geplanten Abschlussbericht der IAEO. Der Iran hatte sich unter anderem verpflichtet, die Zahl seiner Zentrifugen drastisch zu vermindern und das im Land angereicherte Uran deutlich zurückzufahren.

Kulitz macht eine einfache Gleichung auf: „Der Iran hat mit die höchsten Öl- und Gasreserven weltweit. Die Menschen sind sehr gut ausgebildet. Das Land will eine eigene Industrie aufbauen, braucht deutsche Maschinen“, sagt der Präsident der IHK Ulm dieser Zeitung. „Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um Geschäftsanbahnung zu betreiben und den richtigen Partner zu finden.“ Kulitz prüft die Errichtung einer Niederlassung im Iran.

Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat große Erwartungen. „Es herrscht Aufbruchstimmung“, so Felix Neugart, Bereichsleiter Außenwirtschaftspolitik des DIHK. 2014 habe das Handelsvolumen zwischen Deutschland und dem Iran 2,7 Milliarden Euro betragen. „Wir gehen kurzfristig von einer Verdoppelung des Handelsvolumens auf mehr als fünf Milliarden Euro aus“, sagt Neugart.