Rom/Brüssel.

Im Kampf gegen kriminelle Flüchtlingsschleuser hat die EU die zweite Phase ihrer umstrittenen Militäroperation im Mittelmeer gestartet. Nach Angaben der Einsatzführung ist es den beteiligten Soldaten ab sofort erlaubt, außerhalb der libyschen Küstengewässer fahrende Schiffe von Menschenschmugglerbanden zu stoppen und zu durchsuchen. Mutmaßliche Kriminelle müssen dann mit einer Festnahme rechnen.

Die deutsche Bundeswehr beteiligt sich unter anderem mit zwei Marineschiffen an dem Einsatz. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, wann sie zum ersten Mal im Rahmen der zweiten Phase zum Einsatz kommen, sei noch unklar. Bislang war der Militäreinsatz der EU auf das Sammeln von Informationen und die Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge begrenzt. Seit dem Start der Operation am 22. Juni wurden von den EU-Schiffen mehr als 3000 Flüchtlinge an Bord genommen. Mehr als 8000 Menschen wurden von deutschen Marinesoldaten aus Seenot gerettet – diese waren Anfang Mai außerhalb der EU-Operation ins Mittelmeer gefahren.

Bekämpft werden sollen mit dem Einsatz vor allem Schleuserbanden, die von Libyen aus agieren. Da in dem nordafrikanischen Land Bürgerkrieg und Chaos herrschen, will die EU vorerst nur außerhalb der Hoheitsgewässer eingreifen. Dazu wird laut Rechtsgutachten weder eine Zustimmung der libyschen Behörden noch ein Mandat des UN-Sicherheitsrates benötigt. Von Libyen aus haben in den vergangenen Monaten Zehntausende Flüchtlinge versucht, über das Mittelmeer nach Italien zu gelangen. Viele kamen dabei ums Leben. Der EU-Einsatz soll nun „Sophia“ heißen – nach dem Namen eines Flüchtlingsmädchens, das auf dem Marineschiff „Schleswig-Holstein“ geboren wurde. Der bisheriger Name war „Eunavfor Med“.