Berlin .

Die sogenannte Alltagskriminalität – etwa Kfz-Diebstähle und Wohnungseinbrüche – geht zunehmend auf die Organisierte Kriminalität (OK) zurück. Sie betreffe Millionen von Menschen in ihrem Alltag, warnte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag in Berlin. Allein den Schaden durch Betrug mit Kreditkarten bezifferte der Innenminister mit jährlich rund 1,5 Milliarden Euro.

Zwei Drittel der Täter sind Ausländer, Deutsche dominieren Rockerbanden

Zwei Drittel der Täter der OK sind nach dem gestern vorgestellten Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) Ausländer. Tendenz: Steigend. Im Jahr 2014 nahm die Zahl der Tatverdächtigen aus Georgien um 203, aus Rumänien sogar um 216 Prozent zu. Hinter der steigenden Zahl von georgischen Straftätern stecken nach der Darstellung von BKA-Präsident Holger Münch Strukturen, „den mehrmonatigen Aufenthalt zur Begehung von Straftaten einzusetzen“. Sie kommen nach Deutschland, tauchen hier ab, begehen Straftaten und verschwinden. Deswegen hat er die Entwicklung der (steigenden) Asylanträge aus Georgien besonders im Auge. Auf Georgier werden Millionenschäden bei Laden- und Wohnungsdiebstählen zurückgeführt. Insgesamt zählt der Bericht über 100 Nationalitäten auf. Die größte Gruppe der Tatverdächtigen machen mit 36 Prozent noch immer Deutsche aus. Ihre Domäne: Kriminelle Rockerbanden.

Besonders auffällig gestiegen ist die Schleuserkriminalität. 2013 wurden 1500 Fälle gezählt, 2014 schon 2149 und nach dem Verlauf des ersten Halbjahres 2015 ist eine Verdoppelung der Straftaten zu befürchten. „In Deutschland haben wir eher die Ameisen“, so der BKA-Präsident. Anders gesagt: Die Hintermänner sitzen im Ausland.

Im vergangenen Jahr gab es laut de Maizière 571 Ermittlungsverfahren im Bereich der OK. Die Zahl liegt leicht unter dem Niveau des Jahres 2013 mit damals 580 Verfahren. Auch die Zahl der Tatverdächtigen ist leicht zurückgegangen. Indes, die Zahl 571 täuscht ein wenig. Denn hinter den Verfahren verbergen sich „ Tausende von Einzeldelikten“, wie Münch erläuterte. Seine Behörde hat eine „Koordinierungsstelle Organisierte Kriminalität“ eingerichtet, um durch eine neue Kooperation von Bund und Ländern künftig schneller auf die OK reagieren zu können, Strukturen zu erkennen und zu zerschlagen. Derweil dringt de Maizière auf schärfere Gesetze, insbesondere auf eine konsequentere Abschöpfung von Vermögen aus Straftaten. Es geht um eine Umkehr der Beweislast bei Vermögen unklarer Herkunft. Zuständig ist das Justizministerium, wo eine Arbeitsgruppe eine entsprechende Gesetzesinitiative vorbereitet. Man sei „auf gutem Weg“, versicherte der Innenminister.

Straftaten werden im Internet als Dienstleistung angeboten

Laut Lagebild sind die organisierten Kriminellen vor allem im Drogenhandel (32,9 Prozent) aktiv, gefolgt von Eigentumsdelikten (18,9 Prozent), Wirtschaftskriminalität (12,8 Prozent), Steuer- und Zolldelikten (9,1 Prozent). Eine immer stärkere Rolle werden in den nächsten Jahren Software- und IT-Dienstleistungen spielen, die im Netz – im sogenannten Darknet – angeboten werden, um Cyberverbrechen zu begehen. „Noch sind es wenig Fälle“, sagte Münch. Doch werde dieser Bereich in den nächsten Jahren zunehmen.