Lissabon.

Das frühere Euro-Krisenland Portugal steht nach der Parlamentswahl vor einer schwierigen Regierungsbildung. Das konservative Lissabonner Regierungsbündnis mit seiner strengen Sparpolitik ist nach der Richtungswahl in Bedrängnis geraten. Die Zwei-Parteien-Allianz „Portugal à Frente“ (Portugal voran) von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho ging zwar aus der Abstimmung am Sonntag erneut als stärkste Kraft hervor – sie verlor aber die absolute Mehrheit im Parlament. Passos strebt dennoch eine neue Regierung an.

Die drei linken Oppositionsparteien, die die Sanierungspolitik beenden wollen, gewannen gemeinsam mehr als die Hälfte aller Sitze in der „Assembleia da República“. Aus ihrer Sicht haben die Wähler für einen Regierungs- und Politikwechsel gestimmt. Aber: Zur Möglichkeit einer linken Regierungskoalition sagten die Führer der Oppositionsparteien vorerst nichts Konkretes.

Bezeichnend für die ungewisse Lage war, dass Präsident Aníbal Cavaco Silva, der nun eine Fraktion mit der Regierungsbildung beauftragen muss, am Montag erstmals den Feierlichkeiten zur Proklamation der Portugiesischen Republik am 5. Oktober 1910 fernblieb.

Passos bezeichnete seine Allianz dennoch als „Siegerin“ und kündigte den Versuch einer Regierungsbildung an. Es wäre komisch, wenn der Sieger „nicht regieren dürfte“, sagte er. Das Sparen will Passos fortsetzen, die Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst gleichzeitig aber graduell zurücknehmen. Der Spitzenkandidat der Sozialisten (PS), António Costa, erklärte, der Wähler habe sich für einen Regierungswechsel ausgesprochen. Nach gut 50 Prozent der Stimmen 2011 mussten sich die Konservativen diesmal mit 38,3 Prozent begnügen. Zu den 36,8 Prozent von PáF kamen 1,5 Prozent der Sozialdemokraten (PSD) von Passos auf der Insel Madeira, die solo angetreten waren, hinzu. Die Sozialisten, die den Sieg angestrebt hatten, holten 32,4 Prozent. Der marxistische Linksblock lag bei 10,2 Prozent, die CDU, ein Bündnis aus Kommunisten und Grünen, bekam 8,3 Prozent.