Immer wieder kam es in dem sozialen Netzwerk zu Hassparolen gegen Flüchtlinge. Nun gab es ein Gespräch zwischen Zuckerberg und Merkel.

Abendblatt.de hält Sie im Live-Blog zur Flüchtlingskrise auf dem Laufenden:

23.39 Uhr: 140 Flüchtlinge vor der libyschen Küste gerettet

Die Bundeswehr hat vor der libyschen Küste 140 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Ein Schiff der Marine habe die 96 Männer, 42 Frauen und zwei Kinder etwa 65 Seemeilen (120 Kilometer) nordwestlich von Tripolis aus einem Schlauchboot an Bord genommen, teilte die Bundeswehr am Samstag mit. Sie sollten im italienischen Hafen Augusta den Behörden übergeben werden. Seit dem 7. Mai haben demnach Soldaten der Deutschen Marine 8170 Menschen im Mittelmeer gerettet. Italien koordiniert die Seenotrettung der EU vor der Küste des nordafrikanischen Landes.

21.58 Uhr: Drei Verletzt bei Protesten gegen Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern haben am Wochenende an mehreren Orten Gegner der aktuellen Flüchtlingspolitik demonstriert. An den meist von rechten Gruppen organisierten Kundgebungen in Stralsund, Demmin, Burg Stargard (Kreis Mecklenburgische Seenplatte), Wismar und Ueckermünde (Kreis Vorpommern-Greifswald) nahmen nach Angaben der Polizei insgesamt mehr als 1000 Menschen teil.

Bei einer Demonstration der sogenannten MV-Patrioten in Stralsund, der mit 440 Teilnehmern größten Veranstaltung, wurden am Freitagabend drei Menschen bei Auseinandersetzungen mit linken Gruppen leicht verletzt. In Demmin zogen am Samstag rund 280 Demonstranten mit Schildern wie „Die Presse lügt“ durch die Stadt, darunter ein NPD-Landtagsabgeordneter und nach Einschätzung der Stadtverwaltung erstmals etwa 70 Einheimische. In Wismar-Wendorf marschierten rund 150 Rechte durch den Stadtteil, in dem es eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber gibt.

Bereits am Freitagabend hatten etwa 60 dunkel gekleidete Personen unangemeldet in Ueckermünde gegen Asylbewerber demonstriert. Die Demonstranten führten ein Plakat mit der Aufschrift „Kein Ort für Asylanten“ mit. Als Beamte eintrafen, flohen sie in alle Richtungen.

In Burg Stargard hatten sich am Freitag erneut rund 100 Demonstranten gegen die Flüchtlingspolitik versammelt, denen etwa 50 Mitglieder der linken Szene gegenüberstanden. Es wurde mit Flaschen geworfen. Nach Einschätzung des zuständigen Ordnungsamtes beteiligten sich bei den Rechten erstmals auch Mitglieder von Motorradrocker-Gruppen.

Zuckerberg sagt Merkel Maßnahmen gegen Hassparolen zu

20.29 Uhr: Facebook -Chef Mark Zuckerberg hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstag zugesagt, sich um Maßnahmen gegen Hassparolen in dem Online-Netzwerk zu kümmern. "Ich denke, wir müssen daran arbeiten", sagte Zuckerberg zu Merkel bei einer UN-Veranstaltung über die Einbeziehung des Privatsektors in die Entwicklungsarbeit in New York. Als Merkel nachfragte, ob er die Situation verbessern wolle, antwortete er mit "Ja". Das Gespräch der beiden war über das offenbar eingeschaltete Tischmikrofon auf dem UN-Livestream zu hören.

Bereits Mitte September hatte sich Justizminister Heiko Maas (SPD) mit Facebook-Vertretern in Berlin getroffen. Maas hatte Facebook zu einem Gespräch eingeladen, nachdem Nutzer menschenverachtende und rechtsradikale Parolen gegen Flüchtlinge in dem Netzwerk veröffentlicht hatten. In die Debatte hatte sich Merkel mit der Forderung eingeschaltet, Facebook solle gegen Volksverhetzung vorzugehen. Maas hatte sich irritiert darüber gezeigt, dass zwar Inhalte wie freizügige Fotos unverzüglich gelöscht, rassistische oder fremdenfeindliche Äußerungen aber auch nach Nutzerhinweisen nicht sofort von Facebook entfernt würden. (Reporter: Andreas Rinke, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den

Türkei und Deutschland wollen enger zusammenarbeiten

20.02 Uhr: Deutschland und die Türkei wollen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise eng zusammenarbeiten. Das haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in einem persönlichen Gespräch am Rande des UN-Nachhaltigkeitsgipfels in New York vereinbart, teilte ein Regierungssprecher mit. Auch Griechenland solle enger einbezogen werden.

Zuletzt hatte Merkel erklärt, sie habe die dramatische Lage in den Flüchtlingslagern in der Türkei unterschätzt. Die Türkei ist derzeit wichtigstes Transitland für Asylbewerber aus außereuropäischen Staaten auf ihrem Weg in die EU.

Versuchter Brandanschlag auf Flüchtlingszelt in Bremen

17.19 Uhr: Die Polizei in Bremen ermittelt nach einem versuchten Brandanschlag auf ein Zelt, in dem Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Wie Polizeisprecher Dirk Siemering am Samstag mitteilte, wurden am Vormittag in dem Zelt im Stadtteil Blumenthal Brandspuren an den Bodenbrettern eines Notausgangs entdeckt. Neben der Polizei ermittelt auch der Staatsschutz.

Offenbar hatten Unbekannte versucht, die Bretter und die Kunststoffkassetten einer Seitenwand von außen mit Brandbeschleunigern zu entzünden. Wahrscheinlich ging das Feuer von alleine aus. Für das Zelt sollten Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Die Polizeistreifen seien sensibilisiert, für den Bereich Bremen-Nord seien neue Schutzstreifen angeordnet worden, sagte Siemering. Seinen Angaben nach sollen Mitte Oktober Flüchtlinge die Zeltunterkunft beziehen. Der bei dem Anschlag entstandene Schaden stehe dem nicht entgegen, sagte er.

Ungarn baut Zaun an slowenischer Grenze wieder ab

14.25 Uhr: Ungarn hat die an der slowenischen Grenze errichtete Sperre wieder abgebaut, die zur Abwehr von Flüchtlingen dienen sollte. Das berichtete die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI am Sonnabend. Am späten Freitagabend hatte das Innenministerium in Budapest erklärt, bei dem Bau habe es sich nur um einen Versuch gehandelt.

Ministerpräsident Viktor Orban sagte nach einem Treffen mit seinem österreichischen Kollegen Werner Faymann am Freitag in Wien, ein Zaun an der slowenischen Grenze sei problematisch, weil das Nachbarland ebenso wie Ungarn zum grenzkontrollfreien Schengen-Raum gehöre. Daher könnten dort allenfalls Sperren errichtet werden, die binnen eines Tages wieder abbaubar sind. Er wolle zudem mit Kroatien, das nicht zum Schengen-Raum gehört, über die Kontrolle der gemeinsamen Grenze verhandeln. An diesem Montag will sich Ungarns Innenminister Sandor Pinter mit seinem slowenischen Kollegen Vesna Györkös Znidar an der Grenze treffen, um über gemeinsame Kontrollen zu beraten.

Randale vor geplanter Flüchtlingsunterkunft in Sachsen

14.30 Uhr: Vor einer noch leeren Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Niederau hat es in der Nacht zum Samstag Randale gegeben. Laut Polizei versuchten rund 20 teils angetrunkene Demonstranten, den Bauzaun um den früheren Supermarkt umzustoßen. Das sei ihnen aber nicht gelungen. Schon am Abend hatten sich etwa 200 Gegner des Heims, darunter auch offenkundig Rechtsradikale, eingefunden. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, die Feldbetten aufbauten, wurden beschimpft, eine Zufahrt zu dem Gelände zwischenzeitlich mit Autos blockiert. In dem Baumarkt sollen rund 500 Flüchtlinge unterkommen. Die ersten 200 wurden noch am Wochenende erwartet.

Sonderzug mit 430 Geflüchteten erreicht Hauptstadtregion

12.26 Uhr: Ein weiterer Sonderzug mit rund 430 geflüchteten Menschen ist aus Österreich in der Hauptstadtregion angekommen. Der Zug aus Salzburg erreichte am Sonnabendmorgen wie geplant den Regionalbahnhof Flughafen Schönefeld, wie eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Soziales mitteilte. Feuerwehr und Polizei waren wie in den vergangenen Tagen bei der Ankunft vor Ort. Informationen über akuten medizinischen Bedarf von Geflüchteten lagen zunächst nicht vor.

300 Menschen seien mit Bussen in die Berliner Notunterkunft im Olympiapark gefahren worden, berichtete die Sprecherin. Von dort würden sie mit Shuttle-Bussen zu der neu eingerichteten Außenstelle des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der Kruppstraße gebracht, um sich registrieren zu lassen. Die Zahl von 40 Kindern in der Berliner Gruppe sei vergleichsweise sehr hoch. 130 der angekommenen Geflüchteten sollen in Brandenburg eine Bleibe finden.

Wann gegebenenfalls weitere Sonderzüge mit Geflüchteten zu erwarten sind, wurde nicht bekannt.

Görke: Syrern ohne Asylverfahren Aufenthalt gewähren

11.40 Uhr: Brandenburgs Linke-Chef Christian Görke hat sich dafür ausgesprochen, nach Deutschland geflüchteten Syrern ohne ein förmliches Asylverfahren den Aufenthalt zu gewähren. Dieser Schritt würde sofort das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie die Erstaufnahmeeinrichtungen erheblich entlasten, sagte er am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem machte sich Görke dafür stark, Flüchtlingen sofort ein Bleiberecht zu gewähren, bei denen das Asylverfahren länger als ein Jahr bei den deutschen Behörden anhängig ist. Mit diesen Schritten könne sofort der Druck von Kommunen und Ländern genommen werden, argumentierte er.

Grünen-Fraktionschefin für Fonds zur Flüchtlings-Integration

9.40 Uhr: Nach der Einigung von Bund und Ländern hat sich Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt für weitergehende Schritte bei der Integration von Flüchtlingen ausgesprochen. Unter anderem schlägt sie einen von Unternehmen und Staat getragenen Deutschlandfonds vor, um Sprachförderung sowie Aus- und Weiterbildung zu finanzieren. „In diesen Deutschlandfonds für Integration sollte die Wirtschaft 500 Millionen Euro und der Bund 300 Millionen Euro einzahlen“, schreibt die Co-Fraktionschefin im Bundestag in einem Papier, über das zuvor „Spiegel Online“ berichtete.

Göring-Eckardt fordert darin auch „eine große Bildungsoffensive mit einem 10-Milliarden-Euro-Programm über zehn Jahre“. Ländern und Kommunen entstünden durch Sonderausgaben für Lehrer, Sozialarbeiter und Erzieher demnächst drei Milliarden Euro Mehrkosten pro Jahr: „Daran muss sich der Bund beteiligen, und dem sollte auch das Kooperationsverbot nicht mehr im Weg stehen.“

Bei Neueinstellungen im öffentlichen Dienst sollten mehr Migranten berücksichtigt werden - auch bei der Polizei. In Deutschland habe jeder Fünfte einen Migrationshintergrund, bei den unter 20-Jährigen fast jeder Dritte: „Das muss sich auch in den Neueinstellungen im öffentlichen Dienst so widerspiegeln.“

Fegebank setzt auf rasche Umsetzung des Flüchtlingskompromisses

8.59 Uhr: Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank hat sich für eine rasche Umsetzung des Kompromisses von Bund und Ländern bei der Flüchtlingshilfe ausgesprochen. „Wir hoffen, dass es jetzt schnell losgeht“, sagte die Grünen-Politikerin. Dazu zähle auch die Verpflichtung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, die Dauer der Verfahren auf maximal drei Monate zu beschränken. Fegebank appellierte an die Parteibasis, den Kompromiss mitzutragen. In einem Brief an alle Mitglieder empfahl sie, das Gesamtpaket danach zu bewerten, ob es den Flüchtlingen mehr nützt als schadet. „Meine klare Antwort lautet: Ja.“

Flüchtlingsrekord in Kroatien

8.27 Uhr: Immer mehr Flüchtlinge treffen beim jüngsten EU-Mitglied Kroatien ein: Allein am Freitag sei mit fast 10.000 Menschen ein neuer Tagesrekord erzielt worden, teilte das Innenministerium am Sonnabend in Zagreb mit.

Seit die Flüchtlinge vor zehn Tagen erstmals Kroatien als Transitland wählten, seien es 65.000 Menschen gewesen, berichtete das Ministerium weiter. Fast alle werden mit Bussen und Zügen an die ungarische Grenze gebracht, von wo sie nach Österreich weitergeleitet werden.

Jugendliche Flüchtlinge in Berlin: Langes Warten auf Betreuung

8.00 Uhr: Die Zahl junger Flüchtlinge, die ohne Eltern in Berlin ankommen, ist stark gestiegen. Waren es 2014 noch etwa 1000, kamen laut Jugendsenatsverwaltung in diesem Jahr bis zum 22. September schon fast doppelt so viele: 1900. Sie gelten als besonders schutzbedürftig, viele sind traumatisiert. Doch bevor sie von der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden können, muss sichergestellt sein, dass sie unter 18 sind. Es dauere aber derzeit mehrere Wochen, bis junge Flüchtlinge zu ihrem „Erstgespräch“ geladen werden, sagte Ilja Koschembar, Sprecher der Jugendsenatsverwaltung. Einige der jungen Geflohenen, die in Berlin noch provisorisch untergebracht sind, haben laut Sprecher erst im Dezember einen Termin.

Bahn rechnet ab November mit weniger Flüchtlingen

7.15 Uhr: Die Deutsche Bahn hat in den vergangenen drei Wochen 130.000 Flüchtlinge in über hundert Sonderzügen befördert. In einigen Wochen werde aber mit weniger Asylbewerbern gerechnet, sagte der neue Bahn-Vorstand Ronald Pofalla der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe): „Unsere Experten rechnen mit einem witterungsbedingten Rückgang zum November hin.“ Im Frühjahr kämen dann vermutlich wieder mehr Menschen nach Deutschland.

Die Kosten für die Beförderung der Flüchtlinge bewegen sich nach Pofallas Worten im einstelligen Millionenbereich. Sie würden von der Bundesregierung übernommen. Pofalla bezeichnete die Flüchtlinge als „auffallend friedfertig“ etwa im Vergleich zu deutschen Fußballfans: „Mit einem bestimmten Teil der Fanszene haben wir deutlich größere Probleme als mit Flüchtlingen“, sagte er.