Berlin.

Der Einsatz von Imamen in Gefängnissen könnte nach Ansicht zweier SPD-Innenpolitiker verhindern, dass sich muslimische Häftlinge radikalisieren. Man brauche geschulte Imame, die in der Lage seien, sich mit jugendlichen Insassen über deren Religionsbild auseinanderzusetzen, sagte der Bundestagsabgeordnete Burkhard Lischka am Freitag in Berlin. „Das kann ja kein christlicher Sozialarbeiter oder kein christlicher Gefängnisseelsorger machen.“

Lischka hat zusammen mit dem SPD-Abgeordneten Uli Grötsch ein Papier erstellt, das Strategien gegen islamische Radikalisierung aufzeigen will. Darin heißt es, man wisse von den Anschlägen in Paris, dass sich Attentäter im Gefängnis radikalisierten. Auch muslimische Häftlinge bräuchten dort eine Vertrauensperson.

„Es gibt immense Bedarfe“, sagte auch Chalid Durmosch von der Organisation „Violence Prevention Network“. Viele fühlten sich in Haft als Außenseiter und suchten Halt in der Religion, seien dann aber ein gefundenes Fressen für Rattenfänger wie Rückkehrer aus Syrien. „Wenn man dieses Vakuum quasi nicht füllt, dann hat man ein großes Problem“, sagte Durmosch. Die SPD-Politiker fordern, dass hauptamtliche muslimische Gefängnisseelsorger flächendeckend zum Einsatz kommen.

Die Zahl der Salafisten in Deutschland wird nach Lischkas Angaben auf rund 7300 geschätzt, „Tendenz steigend“. Die SPD-Abgeordneten schlagen zudem vor, Lehrer an Schulen besser zu informieren, Hilfsprojekte bundesweit zu koordinieren und auf Bundesebene eine Beratungsstelle einzurichten. Zudem müssten Jugendliche besser über islamistische Propaganda-Videos im Netz aufgeklärt werden.

Laut „Spiegel“ stellt Land Hessen dieses Jahr mit 110.000 Euro für muslimische Seelsorge in Gefängnissen mehr als doppelt so viele Mittel zur Verfügung wie im Vorjahr. In anderen Bundesländern aber tat sich kaum etwas. Nun sind auch in Hamburg Projekte geplant, mit denen Muslime in Gefängnissen vor einer Radikalisierung geschützt werden sollen.